Nikolaus Selimov

Leiter der Abteilungen Pädagogik für modernen Tanz und Ballett am Konservatorium Wien und Leiter des Tanztheater homunculus in Wien

Wien, 10/03/2009

Nikolaus Selimov studierte an der Universität Wien Theaterwissenschaft und Germanistik, außerdem Schauspiel am Schubert-Konservatorium Wien und Tanzpädagogik bei Prof. Elisabeth Kreutzberger am Konservatorium Wien. Gemeinsam mit dem Wiener Choreografen Manfred Aichinger leitet er seit 1981 das Tanztheater homunculus in Wien und war bis 1994 auch Tänzer des Ensembles. Von 1989 bis 1994 war er dort Choreografischer Assistent, seit 1995 ist er Choreograf, er schuf auch Werke für andere Institutionen. Seit 1985 unterrichtet er Modernen Tanz, Improvisation, Körperarbeit mit Schauspielern und Sängern, er gibt Workshops, Seminare und Weiterbildungskurse an diversen Institutionen, so hatte er von 1987 bis 1993 einen Lehrauftrag Körperbildung für Schauspieler an der Schauspielschule am Volkstheater Wien inne, seit 1993 ist er Lehrer am Konservatorium Wien, Privatuniversität. Dort ist er auch seit 2002 Vorstand der Abteilung Pädagogik für Modernen Tanz und seit 2005 Vorstand der Abteilung Ballett. Selimov war von 1997 bis 2000 Sprecher der Wiener ChoreografInnen-Plattform, die maßgeblich an der Errichtung des Tanzquartiers Wien beteiligt war. Er ist Vorstandsmitglied der Berufsvereinigung für Moderne Tanzpädagogik in Österreich und der Arbeitsgemeinschaft Rosalia Chladek in Österreich.

Fünf Abiturientinnen unseres Tanzgymnasiums sind September 2008 zum Bühnentanz-Studium ans Konservatorium nach Wien gegangen. Ein paar schulfreie Tage gaben mir Gelegenheit, mich zum Besuch in Wien anzumelden. Ich wurde offen und sehr herzlich von Abteilungsleiter Nikolaus Selimov empfangen. Ich konnte mich zwei Tage lang frei in den drei Stockwerken und neun Ballettsälen bewegen und ich habe es genossen. Ich konnte bei Klassisch, Zeitgenössisch, Contact Improvisation und bei Proben sowohl in den vorbereitenden Klassen wie auch im Bachelor-Studium zusehen. Das Haus wurde erst 2007 eröffnet und steht direkt im Zentrum von Wien, in unmittelbarer Nähe des Stephansdoms, es ist ein prachtvoll renoviertes Herrenhaus. Auf vier Etagen sind die Abteilungen Jazz, Musikalisches Unterhaltungstheater, Schauspiel, Pädagogik für modernen Tanz und Ballett zusammen untergebracht, was die Interdisziplinarität fördert.

Nikolaus Selimov unterrichtet „nur“ in der Abteilung Pädagogik für modernen Tanz und ich habe in dieser Abteilung den ersten Bachelor-Jahrgang in seiner Contact-Improvisations-Klasse sehen können. Er verlangt von seinen Studenten viel persönliche Kreativität und begleitet sie behutsam, damit sie im richtigen Augenblick den Impuls für die Bewegungen finden und erfahren. Sein scharfes Auge und seine große Erfahrung im Unterrichten haben seine Stunde besonders interessant für mich gemacht. Am Ende meines Besuchs haben wir anderthalb Stunden intensiv über Tanz, Choreografie, Pädagogik, Schüler und Lehrer diskutiert und ich habe ihm meine sechs Fragen gestellt.


Sechs Fragen an die „Lehrer, die uns bewegen“ 

Wie und wann sind Sie zum Unterrichten gekommen?

Sehr früh aus ökonomischer Notwendigkeit. Parallel zu meiner Ausbildung habe ich am Volkstheater Körperarbeit mit Schauspielern unterrichtet. Seit 1987, mit der Gründung des Studios für modernen Ausdruckstanz mit dem Tanztheater homunculus hat sich die tänzerische Vermittlungsarbeit intensiviert.

Welche Meister haben Sie nicht vergessen? Und warum?

Ich habe Schwierigkeiten mit dem Begriff Meister. Eine große Zahl von Menschen, die mit mir arbeiten, ist wichtig. Ein Vorbild für mich ist Manfred Aichinger für seine Liebe zum Tanz, seine Leidenschaft und Ernsthaftigkeit.

Sind Sie der Meinung, dass man das Lehren lernen kann? Wenn ja, wie sollte Ihrer Meinung nach so eine Ausbildung aussehen? 

Ja. Mit grundsätzlicher Begabung und Bereitschaft. Es soll nicht aus Frustration geschehen, wegen einer verfehlten künstlerischen Karriere. Es gibt so viele Möglichkeiten - ein Auszug aus den Fächern der Bachelor-Studenten in Pädagogik für modernen Tanz: Moderne Tanztechnik, Künstlerisches Gestalten, Methodik, Didaktik, Tradierte und Moderne Tanzformen, Ballett für Tanzpädagogen, Rhythmik, Musikalische Allgemeinbildung für Tanzpädagogen, Stimmbildung, Sprechen, Gehörbildung, Instrument, Angewandte Anatomie, Tanzgeschichte, Entwicklungspsychologie, Hospitation und Praktikum…

Muss für Sie ein Lehrer professionell getanzt haben? 

Ja. Ich denke man muss sein Metier beherrschen und der Kontakt mit dem Publikum ist auch wichtig.

Was ist für Sie das Wichtigste zum erfolgreichen Unterricht? 

Know-how. Mein Metier beherrschen. Ständige Bereitschaft zur Weiterbildung. Selbstreflexion. Ganz wichtig ist die empathische Haltung gegenüber dem Studenten und die Wahrnehmung des Individuellen.

Welche Korrekturen sollen Ihre Schüler nicht vergessen? 

Dass trotz der vielen Korrekturen die Leidenschaft erhalten bleibt.
 

 

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