Mit Millepied und Forsythe in die erste Liga

Dortmunds Ballett gewinnt immer mehr Profil

Dortmund, 15/03/2009

Irgendwie erinnert der frappierende Aufschwung des Dortmunder Balletts an die Fußballmannschaft der TSG 1899 Hoffenheim: gut eingekauft, hart trainiert – ergo: reif für die erste Liga. Im vorigen September beschloss der Rat der Revierstadt, überzeugt durch den enormen Publikums- und Fördererzuspruch, die Gründung der eigenständigen Sparte Ballett am Theater Dortmund. Derart „gepolstert“ zieht die Dortmunder Balletttruppe mit ihrem neuen Programm an den Nachbarn Essen, Düsseldorf/Duisburg und den populären, aber deutlich kleineren Ensembles in Gelsenkirchen und Hagen klar vorbei und macht auch gegenüber den Hoffenheimer Kickern beste Figur. Denn die kämpfen sich ohne ihren (verletzten) Starstürmer mittlerweile von Unentschieden zu Unentschieden. Dortmunds „Trainer“ Xin Peng Wang dagegen kann alle Register ziehen, und seine „Mannschaft“ stürmt von Sieg zu Sieg.

So gut wie bei der Premiere des Dreiteilers „in the mood“ sahen diese Tänzer noch nie aus – allen voran Primaballerina Monica Fotescu-Uta mit dem 1. Solotänzer Mark Radjapov, der via Kairo und Trier aus seiner Heimat Usbekistan nach Dortmund kam – eine typische Karriere also an deutschen Ballettbühnen, die auch die gebürtige Rumänin durchlaufen hat: Sie wechselte von Bukarest nach Nancy, Düsseldorf und Meiningen, von wo Wang sie 2003 als 1. Solistin und choreografische Assistentin mit ins Revier nahm. Die beiden Solisten verfügen über eine exzellente klassische Technik und feines Gespür für den Gehalt einer Choreografie. Die Kühle sogenannter „abstrakter“ Ballette kommt ihrer eher distanzierten Ausstrahlung hervorragend entgegen. So genügen einige wenige Gesten und Posen, um einen Hauch von Zärtlichkeit in der deutschen Erstaufführung von Benjamin Millepieds vorzüglichem Pas de deux „closer“ zu zaubern.

Furiose Akrobatik, Dynamik und stupende rhythmische Akkuratesse dagegen haben beide in William Forsythes „Klassiker“ von 1991 „the second detail“ zu bieten. In dieser Gruppenchoreografie profilieren sich auch zwei andere Tänzerinnen, die Japanerin Risa Tateishi und die Ukrainerin Khrystina Polyanska. Beide präsentieren sich dagegen in dem über weite Strecken witzigen, im Aufbau eher fahrigen Kurzballett des Spaniers Cayetano Soto „m/c“ (für Marilyn Monroe und Truman Capote) als augenscheinlich gelenklose Gummipüppchen mit einem Riesenrepertoire an Grimassen. Unter den Herren standen ihnen an Biegsamkeit und Ausdruck vor allem der drahtige Philip Woodman sowie Arsen Azatyan, Adrian Robos und der sehr junge Jan Seitl nicht nach. Die Spaßnummer erinnert in ihren klamaukigen Passagen an Biganzottis „Rossini Cards“ aus dem anderen Dortmunder Dreiteiler dieser Spielzeit, „stars and steps“, und machte dem Publikum bei der ausverkauften Premiere gestern Abend erwartungsgemäß auch wieder einen Mordsspaß. Die angekündigte „ganze Bandbreite zeitgenössischen Balletts“ kann ein Dreiteiler natürlich nie und nimmer abdecken. Immerhin aber offenbart Wangs Repertoire immer mehr Facetten.

Nächste Vorstellungen: 19. 3., 5.+ 21.4.09 

www.theaterdo.de

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