Gefühle werden nicht erwidert

Ensemble Pretty Ugly beendete seine Kölner Zeit mit „Dawn“

Köln, 16/05/2009

Teil 4 der Reihe „One-week-stand“: Choreografische Werkstatt Sie dauert nur einen Song von Chavela Vargas lang – eine der intensivsten Tanzszenen in der Choreografie von Michael Maurissens. In einem der schönsten Momente des Tanzabends „Dawn“ tanzen Flavia Tabarrini und Ruben Reniers zu Vargas´ Song ein Duett um Liebe und Liebesleid. Ohne Blick füreinander bewegt sich das Paar rückwärts gehend vorsichtig tastend durch den Raum. In jedem Schritt, jeder Armbewegung liegen die Sinnlichkeit und Unsicherheit der Beziehung, die Vargas mit ihrer herb-rauchigen Stimme besingt. Imaginäre Umarmungen setzt Flavia in den Raum, schreit, fleht, flüstert mit ihrem Tanz wie die Vargas mit ihrer Stimme. Bei beiden bleiben die Gefühle ohne Erwiderung.

Der Tanzabend „Dawn“ – Morgendämmerung, angekündigt als choreografische Werkstatt, ist der Abschluss einer vierteiligen Serie, mit der sich Pretty Ugly Tanz Köln von seinen Zuschauern verabschiedet. Nach 54 Monaten in Köln, 14 Premieren und 146 Vorstellungen ist vorerst Schluss mit dem Tanz an den städtischen Bühnen. Die einstmals weltberühmte Tanzsparte an den Kölner Bühnen, von Aurel von Millos über Jochen Ulrich bis zuletzt unter Amanda Miller, hat mit dem Ende des Pretty-Ugly-Engagements vorläufig aufgehört zu existieren. Eingeleitet hat diesen Ausverkauf des Tanzes in Köln eine dieser Kunstform gegenüber ignorante Kulturpolitik, die sich gern in verbalen Bekenntnissen zum Tanz übt (besonders in Wahlkampfzeiten), aber bislang wenig oder nichts davon in Realpolitik umsetzt. So erklärte der ehemalige kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion und Geschäftsführer der SK-Stiftung Kultur, Hans-Georg Bögner, bevor er wegen seines mutmaßlich erkauften Doktor-Titels in der politischen Versenkung verschwand, als letzte niederschmetternde Amtshandlung, dass die Stadt Köln bis zur Sanierung der Kölner Oper und dem Bau des neuen Schauspielhauses keine städtische Tanzkompanie erhalten wird. Eine kulturpolitische Bankrotterklärung erster Güte. Eine Gastspielreihe soll dieses vermutlich bis 2013 dauernde Vakuum füllen. Unklar bleibt auch, wann das der freien Tanzszene zugedachte Tanzhaus (jetzt vorgesehen in Köln-Mülheim), das noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen sollte, eröffnet wird.

Das Arkadas-Theater in Ehrenfeld, das sich erfolgreich für den Tanz in Köln engagiert, ist den Pretty-Ugly-Tänzern längst zur neuen künstlerischen Heimat geworden. Und ein ebenso engagiertes Publikum hat den Wechsel an diese Spielstätte mit vollzogen, wie die vollen Ränge zeigen. Einige der Tänzer werden Köln verlassen. Eine kleine Kerntruppe um Michael Maurissens und Douglas Bateman wird als neues Ensemble unter dem neuem Namen MichaelDouglasCollective demnächst die freie Tanzszene bereichern. Dann wünscht man sich wieder so eine klare choreografische Handschrift wie in Maurissens „Part three“ an diesem Tanzabend, der in seinen anderen Teilen, „Part one“ (Choreografie: Flavia Tabarrini) und „Part two: behind the wall“ (Ruben Reniers) leider nicht über den Werkstatt-Charakter hinaus kam. Ein Erfolg aber bleibt: Paola Casarini, Flavia Tabarrini, Michael Maurissens, Ruben Reniers, Nicolas Robillard und Adam Ster haben ihr großes tänzerisches Können noch einmal präsentieren können.

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