Heun wird Tanzquartier-Chef

Die Entscheidung für die künstlerische Leitung ist gefallen: Walter Heun, Jahrgang 1962, Mitbegründer der „Tanzplattform Deutschland“, Gründer der „Tanzwerkstatt Europa“ sowie Leiter der Münchner Tanz- und Theaterproduktion „JointAdventures „ wird im Herbst 2009 seine Arbeit in Wien aufnehmen.

Nach einer internationalen Ausschreibung hatte ein erweitertes Kuratorium des Tanzquartier Wien dem Wiener Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) einen Dreiervorschlag aus 22 Kandidatinnen und Kandidaten empfohlen, von dem eine Kandidatin kurzfristig absagte. Gründe und Zeitpunkt der Absage wurden nicht genannt, der Dreiervorschlag war ohne Reihung erfolgt.

Heun, der seine Münchener Agenturtätigkeit auslaufen lassen wird, lobte die Aufbauarbeit von Gründungsintendantin Sigrid Gareis: „Sie hat das Tanzquartier als offenen Denkraum etabliert“. Für die Zukunft wünscht sich Heun „eine größere Akzeptanz bei einem weiteren Publikum für neue Denkansätze“. Wobei der Tanz „eine zentralere Rolle spielen, die Rolle des bewegten Körpers im Raum vor dem Hintergrund historischer und gegenwärtiger Konzepte choreografisch durchleuchtet werden soll“. Weiters tritt Heun für eine noch stärkere internationale Vernetzung und für Struktur fördernde Maßnahmen ein, die allen Choreografen vor Ort nützen sollen.

Noch-Chefin Sigrid Gareis erklärte, sie sei froh, dass die Nachfolge-Entscheidung gefallen sei und wünschte ihrem Nachfolger viel Glück. „Enttäuscht“ zeigte sich die Kultursprecherin der Grünen Wien, Marie Ringler, in einer Aussendung darüber, dass „keine der exzellenten Bewerberinnen“ zum Zug gekommen sei. Insbesondere fände sie es bedauerlich, dass es mit einer Bewerberin, die sich im Dreiervorschlag des Kuratoriums befunden hatte, „zu keinem positiven Vertragsabschluss gekommen ist“. Sie hätte aber auch andere weibliche Kandidaten gern in der Endauswahl gesehen, erklärte Ringler.

Ernst Woller, Kultursprecher der Wiener SPÖ, lobte die „hervorragende Lösung für das Tanzquartier“. Mit Walter Heun habe man „einen erfahrenen und kompetenten Experten des zeitgenössischen Tanzes“ gewonnen. Heuns internationale Erfahrung würde „Wiens Position als Tanzhauptstadt weiter stärken.“

Tanzquartier: Geschichte, Fakten Das Tanzquartier Wien wurde 2001 gegründet, seitdem von Sigrid Gareis geleitet und ist im MuseumsQuartier angesiedelt. Programmatisch widmet man sich ausschließlich dem zeitgenössischen Tanz und der Performance. Das Tanzquartier erhält von der Stadt eine Jahressubvention in Höhe von 2,9 Millionen Euro. Hauptspielstätte ist die Halle G des MuseumsQuartiers mit bis zu 300 Sitzplätzen. Dazu gibt es im Komplex drei Studios sowie ein Theorie- und Informationszentrum. Aufführungen finden von September bis April statt. Im Mai sind die Festwochen im MuseumsQuartier. Das Programm des Tanzquartiers wechselt wöchentlich. Mit freundlicher Genehmigung des Kurier