Keersmaekers Feuerwerk im Theater an der Wien

Bartóks Streichquartett No. 4, die Große Fuge von Beethoven und Schönbergs „Verklärte Nacht“

Wien, 15/06/2007

In einer europäischen Tanzwelt, die ständig nach Neuem giert, spielt Anne Teresa De Keersmaeker - bis Samstag Gast im Theater an der Wien - Repertoire. Und zeigt mit der Choreografie zu Bartóks Streichquartett No. 4 (1986), der Großen Fuge von Beethoven (1989) und Schönbergs „Verklärter Nacht“ (1995) Höhepunkte ihrer Laufbahn.

Das ist mutig, riskant, ehrlich, vor allem aber der Weg, zeitgenössisches Repertoire lebendig zu halten. Mutig, weil sie die älteren Zuschauer daran erinnert und den Jungen vorführt, wie rigoros sie der Komplexität Bartóks begegnet. Das Mädchen-Quartett in schwarzen Röcken und derben Schuhen, das sich kokett Freiheit von der Musik nimmt und en passant seine großen weißen Unterhosen herzeigt, ist legendär. De Keersmaeker wirbelt im Reigen der Jungen mit und gibt mit ihrer aktuellen launigen Spielart dem einst als formal empfundenen Streich ein heutiges Gesicht. Beeindruckend die „Große Fuge“, die De Keersmaekers Herren-Ensemble mit zwei hinreißenden Frauen (Kaya Kolodziejcyk , Moya Michael) fordert. Standen Spiralbewegungen am Beginn, wird jetzt niedergefallen, gerollt und hochgerappelt, dass es eine musikalische Freude ist. Mit dem ambitionierten Spiel des Londoner Duke Quartetts, das den Abend mitgestaltet, rückt die Flämin bestechende Organisation und maskuline Kraft in den Vordergrund.

Nahezu klassisch mutet De Keersmaekers „Verklärte Nacht“ an: Das Hervorbringen von Liebe zwischen Frauen und Männern im Wald: Nordine Benchorf und Fumiyo Ikeda, „Rosas“-Tänzerin der ersten Stunde, haben wenig Grund an ein Aufhören zu denken.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern