Eröffnung der 20. Geraer Tanztage im wunderschönen renovierten Jugendstil-Theater

„Coppelia“ von Uwe Scholz

Gera, 29/05/2007

Irgendwie ist der Mut von Ivaylo Iliev doch bewundernswert in Gera, so nah an Leipzig wieder eine Scholz-Choreografie zu präsentieren. Oder ist es doch Fatalismus, der in dazu bewegt? Das Geraer Theater sieht wieder wie ein Theater aus, von innen wie von außen. Und es ist schon ziemlich beeindruckend, wenn man jetzt auf dem großen weiträumigen Platz vor diesem Schmuckstück steht. Die Bühne ist aber leider genauso eng und klein geblieben wie vorher. Rechts und links vom Portal würde ein Meter mehr wirklich nicht schaden. So hat man in dieser Inszenierung von Scholz' Coppelia doch gerade immer in den Gruppenszenen Angst um das Leben der TänzerInnen, die sich mit Verve ins Getümmel werfen, und vergisst dabei vor lauter Furcht fast den Blick auf das Geschehen.

Das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera hatte auf jeden Fall einen dieser Tage erwischt, den man so schnell nicht vergessen wird. Glänzend disponiert präsentierte es die Musik von Delibes nahezu perfekt, sowohl in der Klangqualität wie in der von Scholz selbst gewünschten, fast atemberaubend wirkenden, Geschwindigkeit. Das konnte man vom Ballett-Ensemble leider nicht immer behaupten. Zu oft, gerade in den Gruppenszenen, wurde der Unterschied zu einer so großen Kompanie wie Leipzig deutlich, da sie kaum der musikalischen Geschwindigkeit in der gebotenen und von Scholz proklamierten tänzerischen Qualität zu folgen imstande waren. Gera ist Gera und bleibt Gera (zumindest zunächst einmal) und kann und wird kein Leipzig oder Leipzig 2 sein.

Leider waren an diesem Premierenabend auch die beiden Solisten, Cristina Maiquez-Catala als Swanilda und Bartosz Anczykowski als Franz, etwas indisponiert, sie zeigten doch deutlich sichtbar die eine und andere Unsicherheit (gerade im Grand Pas de Deux und in den Variationen) und strahlten nicht wie gewöhnlich Sicherheit und Ruhe aus (was aber an einer notwendig gewordenen Umstudierung erst ein paar Tage vor der Premiere gelegen hat). Ansonsten sahen wir einen recht gelungenen Abend, den das Geraer Publikum mit langanhaltendem, frenetischem Applaus belohnte.

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