Körper. Rituale.
Ein Foto-Blog von Ursula Kaufmann
Um einen neuen Weltmeister zu küren, trifft morgen, Samstag, im deutschen Braunschweig die internationale HipHop-Gemeinde aufeinander. „Wer bei der Battle of the Year-Competition nur mit bekannten Tricks aufwartet, hat keine Chance“, weiß der österreichische Champion und international mehrfach ausgezeichnete Alex Wengler (22). Im Team der ursprünglich in Salzburg gegründeten Breakdance-Formation Moving Shadows ist er mit sieben weiteren „Elite-Tänzern“, darunter eine Frau, zum heißesten Meeting des Jahres eingeladen. Weltweit wurden die zwanzig Finalisten in Vorausscheidungen auf Plattformen u. a. in Kawasaki, Seoul, Utrecht und Singapore ermittelt. Die Südosteuropa-Plattform letzten Juni haben die „Urban dance artists Moving Shadows“ gewonnen.
Nachholbedarf
Was bring ein Sieg bei der „boty“, wie der Wettbewerb genannt wird? Wengler im Gespräch mit Andrea Amort: „Uns wahrscheinlich wenig, weil Österreich einen extremen Nachholbedarf hat, was HipHop betrifft. Das beginnt bei der Infrastruktur und hört bei der fehlenden öffentlichen Förderung auf. Wenn die Koreaner gewinnen sollten, heißt das für sie, Abendessen mit den Politikern und ein ganzes Land ist stolz auf sie. In Frankreich ist das nicht viel anders.“ In Österreich aber, meint der Salzburger, der als Bub Michael Jackson imitierte, ehe er die unterschiedlichen Grundtechniken wie Footwork, Freezes und Powermoves erlernte, sei die Lage völlig anders. Hier werde HipHop als Subkultur-Phänomen von der Öffentlichkeit fast diskriminiert. Das erstaunt den Film-Studenten um so mehr, als Kreativität gerade im HipHop ausdrücklich verlangt ist. Es geht nicht nur um das physisch möglichst präzise Erlernen der vielfältigen Formen von B-Boying und Stand up, sondern um das ständige Weiterentwickeln auf höchstem Niveau. Wengler: „HipHop gehört einfach zur innovativen experimentellen Tanzszene.“
Klassisch
In internationalen Tanzproduktionen fließt längst HipHop als Stilmittel ein. Auch Wengler arbeitet an durchinszenierten, dramatischen Acts und erarbeitet derzeit das mehr als einstündige Stück „Der Melonenpresser“. Selbst tanzt er inzwischen viel lieber zu klassischer Musik. „HipHop, Rap und Funk erzeugen bei mir nur eine Stimmungslage. Klassische Musik bietet da viel mehr Emotionalität.“
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments