„Kannst du mich anpusten?“

Christina Ciupke & Nik Hafner mit „Subtitles“ bei der Tanzwerkstatt Europa

München, 05/08/2006

„Kannst du mich anpusten?“, fragt sie ihn. Er pustet, nachdem eine Dame in der ersten Reihe die Frage ins Englische übersetzt hat, und möchte später von seiner Partnerin, dass sie – als Reaktion auf sein Pusten – sagt, ich falle, und fällt. Er fange sie auf, sagt er. Er pustet, sie sagt „Ich falle“ und fällt simultan. Er fängt sie auf. „Subtitles“, das Gemeinschaftswerk der Berliner Choreographin und Tänzerin Christina Ciupke mit dem Choreographen und langjährigen Forsythe-Tänzer Nik Hafner, kreist um solche Parallelfälle und Verschiebungen sprachlicher und körperlicher Performanz. Naturgemäß wird dabei kleingeklöppelt. Es geht um Nuancen, um die Lücken in dieser Kommunikation, um die Rückkopplungen zwischen Wörtern, Sätzen, Gesten und Bewegungsfolgen. Ciupkes Beharrlichkeit und minutiöse Genauigkeit in ihren bisherigen Licht-Körper-Schatten-Arbeiten prägt unter anderem Vorzeichen auch dieses Duett. Wer untertitelt hier was? Was vermittelt der Untertitel? Was das „Bild“ – zwei einander anscheinend zugetane, aber kaum expressive Mimik zeigende Performer in brauner Kleidung auf beige-braunem Perserteppich? Und wie spielt der Raum in Köln herein, jenes Zimmer, das (als Textband auf dem Monitor) beschrieben wird? Klare Ansagen, sparsame Bewegungen, Wiederholungen, Abbrüche, Neuanfänge. „Kannst du dir vorstellen, welche Bewegung ich als nächstes mache?“ fragt er. Da beginnt in ihrem Kopf anscheinend ein Film aller Bewegungen, die hier gemacht wurden, abzulaufen, sie spricht und spricht, schreibt ihm zu, den Kopf von ihm abgewandt. Als sie zu ihm schaut, sieht sie, dass er längst still steht. Neben dem spannenden Wort-Bewegungs-Spiel sind es diese zarten, ja zärtlichen Momente, die „Subtitles“ so stark machen.

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