anna tanzt - Das Schulprojekt des Bayerischen Staatsballetts

Seit einer Woche verbringen die Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe des St. Anna Gymnasiums ihren Schultag im Ballettstudio

München, 13/07/2006

von Kerstin Daiber

Michael fasst Noras Kopf und dreht sie langsam zu sich. Scheinbar ferngesteuert dreht sich der Körper des Mädchens um die eigene Achse, gewinnt an Kraft und zieht den Mitschüler über die Bühne. Sie stehen einander gegenüber, ein Kräfteausgleich. Dann lässt sich Michael von Nora eindrehen und liegt schließlich eingerollt zu ihren Füßen.

Sich spielend ausprobieren, Grenzen austesten, miteinander arbeiten und im Kontakt mit den Mitschülern die eigenen körperlichen Bewegungsmöglichkeiten entdecken - 90 Jugendliche des St. Anna Gymnasiums in München tanzen und toben seit Anfang des Monats durch die Studios des Probenzentrums des Bayerischen Staatsballetts am Platzl. Dabei geht es den Achtklässlern nicht um hartes Training an der Ballettstange, sondern um das kreative Entdecken des körpereigenen Bewegungsmaterials: Was kann ich mit Bewegung ausdrücken? Wo beginnt Tanz? Welches Körperteil kann tanzen und wo liegt die Idee zu einer Bewegung vergraben? Fragen, mit denen sich die Jugendlichen auf den Proben spielerisch auseinandersetzen.

Angeleitet werden sie dabei von der ehemaligen Forsythe-Tänzerin, Ballettmeisterin und Choreographin Ana Catalina Roman, die mit vielen Ideen und immer neuen Aufgabestellungen die Jugendlichen fördert und überrascht: Während in einem Studio eine Gruppe Jugendlicher ausprobiert, wie sich Redewendungen wie etwa „jemandem die Daumen drücken“ in eine Bewegungssequenz übersetzen lassen, erarbeitet Ana im Studio nebenan mit anderen Schülern einen neuen Choreographieteil, in dem sie sich zu zarten Klavierklängen fallenlassen und gegenseitig auffangen.

Schnell merken die Jugendlichen, dass es dabei nicht nur auf das Vertrauen zum eigenen Tanzpartner ankommt, sondern auch auf die eigene Körperspannung, die Aufmerksamkeit für die Gruppe und das Zusammenspiel untereinander.

Ebenso diszipliniert, wie die Jugendlichen in den Kleingruppen arbeiten, toben sie in der einstündigen Mittagspause durch das Haus. Gottseidank ist Ana Spanierin und hält einiges an Lautstärke aus. Die scheinbar unerschöpfliche Kraft der Schüler erliegt am Nachmittag schließlich nur der eigenen Konzentration und der Erkenntnis, dass Tanzen mehr als Bewegung ist, nämlich auch Nicht-Bewegung, Konzentration und Ruhe.

Jeder Tag ein Erlebnis und ein Ergebnis, das die Probe am Folgetag beeinflussen wird. Man darf gespannt sein, wie es weiter geht! 

Vorstellungen: 26. und 27. Juli, 19 Uhr Reithalle München
 

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