Tanzende Botschafter aus Johannesburg

„African Footprint“ gastiert im Berliner Schillertheater

Berlin, 12/09/2004

Vor zehn Jahren noch wäre das undenkbar gewesen: Schwarz und Weiß aus Südafrika auf einer Bühne, in einem gemeinsamen Programm. Schon deswegen strömt der Show „African Footprint“ alle Sympathie entgegen. Dass die rund 30 Tänzer, Musiker und Sänger aus Südafrika zudem mit imponierender Professionalität agieren, lässt sie ihren Vorschusslorbeer auch künstlerisch verdienen. Seit vier Jahren tourt rund um den Globus, was in einem kleinen Theater vor den Toren Johannesburgs in Anwesenheit des südafrikanischen Präsidenten seine Premiere erlebte. Nach mehr als 1000 Vorstellungen weltweit verwandelt „African Footprint“ nun das Schillertheater in eine Arena der frohen Botschaft: Wir alle in dieser Regenbogennation sind Kinder Afrikas, ungeachtet unserer Hautfarbe, Sprache, Religion, wir alle erleben die Morgendämmerung einer besseren Zeit.

„Children of Africa“ heißt auch der eingängige Song, mit dem sich die jungen Akteure nach einem pausenfrei durchgestalteten Abend eindringlich und mit der Begeisterung einer neuen Generation verabschieden. Vor diesem beeindruckenden Finale, das ein großes Anliegen mit der Leichtigkeit der Show serviert, läuft 90 Minuten lang ein Bilderbogen südafrikanischer Geschichte ab. Er beginnt mit einer Art Schöpfungsbild, in dem die ersten Menschen zu Wind, Gewitter und Trommelwirbel dem Kontinent ihren Fußtritt aufprägen, um sich zu Kriegern zu mausern. Und schon meldet sich in einem aus Afro und Modern kunstvoll geformten Duett die Liebe zu Wort. Der Wettkampf der Männer im Stockschlagen gebiert das lebenswichtige Feuer – und die Frage nach dem Woher und Wohin.

Bald indes prägt der Widerstreit zwischen Gegenwart und Vergangenheit das Leben: Minenarbeiter in ihren schweren Stiefeln wetteifern rhythmisch virtuos mit Steppern, deren urwüchsige Kraft nur noch wenig mit Fred Astaires geglättetem Salontanz gemein hat. Jazz und Jive erobern die Nachtlokale der Stadt, zersplittern die dörflichen Familien. Eine Frau bangt um ihren an eine Geliebte verlorenen Mann, der, im Gefängnis, gegen seinen weißen Mithäftling aufbegehrt. Mit seiner unbändigen Energie, dem unverstellten Elan, mitreißenden Choreografien und einer vibrierenden Musik zwischen Perkussion und Pop hinterlässt „African Footprint“ Spuren auch im Afrika-Bild des Zuschauers.

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