„Der Nussknacker“: eine Ballett-Vernissage

oe
Stuttgart, 27/11/2003

Sollte das wirklich stimmen? Dass es in Stuttgart keine professionelle Eigenproduktion des „Nussknacker“ gegeben hat – seit John Crankos Produktion – Gott hab' sie selig! – anno 1967? Natürlich Gastspiele, besonders solche aus der Russen-Disko, und auch Schuleinstudierungen jede Menge – aber nicht aus der eigenen Profi-Werkstatt? Das soll sich jetzt ändern: für den 12. Dezember hat Jean-Christophe Blavier in neuer Inszenierung den „Nussknacker“ angekündigt – ein „Multimedia-Ballett-Spektakel des 21. Jahrhunderts“, als erste von sechs Vorstellungen an aufeinanderfolgenden Tagen (plus eine zusätzliche Nachmittagsvorstellung am 14.12.) im Theaterhaus Stuttgart.

Die Solisten kommen vom Ballet du Capitole de Toulouse – darunter zwei von ihren Münchner, beziehungsweise Leipziger Engagements so gut bekannte wie Luca Masala als Drosselmeyer und Roser Munoz als Zuckerfee – sowie 36 Kinder aus Stuttgart und der Region. Das Bühnenbild entwirft Michael Zimmermann und die Kostüme Chiara Tanesini, die ja auch früher schon mit Blavier zusammengearbeitet haben – wonach man sich unschwer vorstellen kann, in welches Multimedia-Land diesmal die Traumreise Klaras (Maria Gutierrez) gehen wird. Gesponsert wird das Unternehmen von der Sparda-Bank, in deren Geschäftsräumen jetzt die Ballett-Vernissage stattfand, bei der sich ein überraschend zahlreiches Publikum einfand. Dabei erläuterte Blavier sein Projekt – das noch aus einem weiteren Grund besonderes Interesse beanspruchen kann. Es findet nämlich als Kooperation mit der Kinderhilfsaktion „Herzenssache“ statt – einer Organisation, die Fördereinrichtungen, Elterninitiativen und Hilfsaktionen unterstützt, welche sich für kranke, behinderte und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt. Dabei fließen aus den Ticketeinnahmen jeweils fünf Euro als Spende der Kinderhilfsaktion zu. Das ist, soviel ich weiß, eine neue Vermarktungsstrategie, die als Modell sicher auch für andere Gruppen nachahmenswert sein könnte.

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