Auf DVD: „Heinz Spoerli's Zürcher Ballett“

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Stuttgart, 07/08/2003

Eigentlich wollte ich die Spielzeit 2002/03 schon mit der Bilanz beschließen, aber die muss nun noch ein paar Tage warten. Denn aus heiterem Himmel flatterte mir die funkelnagelneue Zwei-Stunden-DVD „Heinz Spoerli‘s Zürcher Ballett“ ins Haus. Sie ist, ein Zusammenschnitt diverser Fernsehproduktionen, eine prächtige Visitenkarte des Ballettchefs und Choreografen, seiner splendiden Zürcher Kompanie und ihrer Tänzer, ihres vielseitigen Repertoires und ihrer zahlreichen Tourneen in allen Teilen der Welt geworden. Als Projekt-Manager fungiert Peter A. Marschel (dass er das einmal werden würde, hatte er sich in seiner DDR-Vergangenheit wohl auch nie träumen lassen), und er hat vorzügliche Arbeit geleistet. Nicht ihm, sondern den Kommentatoren sind denn auch die beiden allzu aufschneiderischen Statements anzulasten: dass Spoerli wahrscheinlich den umfangreichsten Werkkatalog aller Choreografen aufzuweisen hat – und dass das Moskauer Bolschoi-Theater der berühmteste Ballett-Tempel der Welt ist. Sonst habe ich nur einen einzigen Einwand: dass mit keinem Wort darauf verwiesen wird, dass das Repertoire auch Ballette anderer Choreografen aufweist – zum Beispiel von Balanchine, van Manen und Forsythe.

Alles in allem ist‘s eine prächtige Sympathieerklärung für Spoerli und das Züricher Ballett geworden. Der erste Teil ist ganz auf Spoerli konzentriert – als Biografie, mit einem sehr informativen Interview und einem persönlich gehaltenen Porträt. Im zweiten Teil wird dann die Kompanie porträtiert. Der dritte Teil ist der umfangreichste mit Ausschnitten aus insgesamt dreizehn Balletten zwischen „Goldberg Variationen“ und „All Shall Be“. Der vierte Teil ist den Tourneen gewidmet, der fünfte präsentiert als Hauptsponsor die Union der Schweizer Banken – und dann gibt es noch ein paar Links zu www.spoerli.chwww.zuercherballett.ch – und www.ubs.ch. Eins allerdings bleibt zu bedauern: dies ist eine Promotion-DVD, die man nicht kaufen kann. Noch nicht, möchte ich hoffen, denn ich kann mir vorstellen, dass, wenn sich nur genügend Interessenten via www bei der Ballettdirektion melden, sich die Produzenten darum bemühen werden, die derzeit noch bestehenden – beträchtlichen – juristischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, um die DVD allgemein zugänglich zu machen. Sie stellt jedenfalls eine ausgesprochene Empfehlung für Spoerli und seine Tänzer dar – so, dass man ihr den Rang einer Pioniertat attestieren wird. Ich wünschte mir, es gäbe mehr davon – zum Beispiel John Neumeiers Hamburger Ballett – oder Uwe Scholzens Leipziger Ballett.

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