Anne Teresa De Keersmaeker mit „Fase“

oe
arte, 15/05/2002

Eine faszinierende Fernsehproduktion, diese „Fase“ von Anne Teresa de Keersmaeker aus ihren Anfängen vor zwanzig Jahren zu Musik von Steve Reich. Erst jetzt von Thierry De Mey verfilmt – mit ihr selbst und einer ihrer Tänzerinnen, deren Namen ich so schnell nicht mitschreiben konnte (Michaela de Mey? Die Schwester des Regisseurs?). Was mich veranlasst, reumütig zu bekennen, dass ich mein kj-Eingangsversprechen nicht eingelöst habe – nämlich mich intensiver auch um die Fernsehproduktionen zu kümmern. Oft überschneiden sie sich mit Theatervorstellungen, und ich bin ein solcher Technikmuffel, dass ich große Schwierigkeiten habe, auch nur meinen Videorecorder zu programmieren. Aber ich muss auch zugeben, nicht jeden Tag das Fernsehprogramm zu studieren, und um meinen automatischen Informationszufluss in Sachen Tanz im Fernsehen ist es ziemlich dürftig bestellt. Aber vielleicht sollte man ja jeden Mittwoch sich das Angebot von arte einmal ansehen, denn irgendetwas, das mit Musik oder Tanz zu tun hat, gibt es an diesem Abend fast immer.

Vier Stücke von Keersmaeker also: „Piano Phase“ als Duo mit Schatten, „Come out“ zu Texten, weitgehend an Stühle gebunden, „Violin Phase“ als Solo auf einer Waldlichtung, und noch einmal ein Duo „Clapping Music“ auf der Unterbühne. Alle haben mit Rotationen zu tun – und sind doch weit entfernt von allen Derwisch-Suggestionen. Unglaublich raffiniert, wie sich aus zwei absolut synchron geführten Bewegungen subtile Verschiebungen ergeben, die dann wieder zusammengeführt werden – doppelt faszinierend im Schattenspiel der „Piano Phase“. Man wird regelrecht eingelullt, und es ist mir ein Rätsel, wie die Tänzerinnen diese Choreografie mit ihren minimalen Veränderungen zur scheinbar immer gleichen Musik verinnerlichen.

Außerordentlich raffiniert auch, wie der Regisseur – nicht zuletzt durch ausgeklügelte Beleuchtungswechsel, verschiedene Räume ineinander gleiten lässt. Am schönsten aber zweifellos ist das Solo von Keersmaeker im sonnendurchfluteten Wald – ein ästhetischer Hochgenuss. Das war eine Sendung, die ich mir gern im DVD-Format wünschte!

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