Auf neuen Wegen

Bettina Wagner-Bergelt verlässt das Bayerische Staatsballett

Nun ist es offiziell: im Spielzeitheft für die kommende Saison taucht der Name Wagner-Bergelt nicht mehr auf.

München, 29/08/2017

Es war schon lange ein offenes Geheimnis in der Kulturszene Münchens, dass nach der erfolgreichen Führungstrias Liška/Oberender/Wagner-Bergelt am Bayerischen Staatsballett kein starkes Team Zelensky/Wagner-Bergelt entstehen wollte. Nun ist es offiziell: im Spielzeitheft für die kommende Saison taucht der Name Wagner-Bergelt nicht mehr auf. Zu unterschiedlich waren wohl ästhetische, programmatische aber auch persönliche Vorstellungen davon, wie es weitergehen sollte am Bayerischen Staatsballett, nachdem Igor Zelensky die Leitung im Sommer 2016 endgültig übernommen hatte.

An Bettina Wagner-Bergelt, die unter Ivan Liška eher für die moderne Dramaturgie und Programmatik zuständig war, gab es bei Zelensky wohl zu wenig Interesse, um eine gemeinsame Arbeit fruchtbar machen zu können. Von der stellvertretenden Ballettdirektorin zur Dramaturgin heruntergestuft blieben ihr geringere Entwicklungsmöglichkeiten und Arbeitsfelder. Die Trennung nach immerhin 27 Jahren am Haus war schmerzvoll, aber unvermeidbar. Wie sich diese Lücke inhaltlich und personell schließen wird, ist aktuell unklar.

Bettina Wagner-Bergelt wurde 1990 von Konstanze Vernon ans Staatsballett engagiert. Ihre Aufgabe war der schrittweise Aufbau eines zeitgenössischen Spielplans an einer grundlegend klassisch geschulten Kompanie. Dank ihrer zahlreichen Kontakte zur internationalen zeitgenössischen Szene – auch als Kuratorin des Münchner DANCE-Festivals – erweiterte sie vor allem im Team mit Ballettchef Liška in den Jahren 1998 bis 2016 erfolgreich die moderne Schiene am Haus. Auch wenn Zelensky für die kommende Spielzeit verkündete, mehr moderne Choreografien und weniger klassisches Ballett zu zeigen, sind die Vorstellungen darüber, was zeitgenössisch ist, wahrscheinlich unterschiedlich zu denen Wagner-Bergelts.

Ein weiteres, immer größer werdendes Aufgabengebiet war die kulturelle Bildung, Projekte, die direkt an die Organisation, Räume, Finanzierung und Kompanie des Bayerischen Staatsballetts angegliedert waren. Schon früh startete Bettina Wagner-Bergelt ihr Programm zur Vermittlung von Tanz und Performance an Kinder und Jugendliche, das ab 2009 unter dem Titel Campus – Kinder- und Jugendprogramm des Bayerischen Staatsballetts firmierte und mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen sowie Künstlern unter dem Stichwort „Anders Lernen mit Kunst“ zusammenarbeitete. Auch hier bleibt fraglich, ob diese gerade in heutigen Zeiten wichtige Aufgabe weiterhin einen angemessenen Stellenwert beim Staatsballett einnehmen wird.

Bettina Wagner-Bergelt zumindest ist beruflich schon auf neuen Wegen.

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