Dirk Elwert wird neuer Vermittler bei der ZAV in Nürnberg

Pick bloggt über die Wichtigkeit von guten Künstlervermittlern

Mit Dirk Elwert hat sich die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg einen erfahrenen Theater-Allrounder ins Boot geholt. Das lässt hoffen!

Nürnberg, 29/02/2016

Ich geschrieben hatte, dass ich es sehr leichtsinnig fand, wie die Bundesagentur für Arbeit mit der Sparte Tanz umgeht, als für die Leipziger Agentur wieder ein befristeter Vertrag auslief, ohne dass sicher war, ob man ihn verlängern und in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umwandeln würde. Günther Grollitsch entschloss sich daraufhin, wieder choreografisch tätig zu werden. Unbefristete Verträge gibt es im künstlerischen Bereich genug und zunächst lernen auch Tänzer diesen Beruf, um auf der Bühne zu stehen. Und wenn es dann soweit ist, dass das nicht mehr geht, versuchen sie nach Möglichkeit in eine verwandte Tätigkeit zu wechseln, und sei es zu einer Behörde.

Nun hatte ich die freudige Mitteilung, dass die Leitung der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg ein Einsehen hat und wieder eine unbefristete Stelle bewilligt hat, wie es gute Sitte ist, und man sich für den Vorgänger von Günther Grollitsch entschieden hat: Dirk Elwert. Eine gute Wahl, denn Dirk kennt die Abläufe, die bei einem Wechsel in die Agentur nicht immer leicht zu durchschauen sind und hier spreche ich aus Erfahrung, denn mich hat diese Tätigkeit im Anschluss an mein Choreografenleben in München acht Jahre ausgefüllt.

Es ist erfreulich, wenn man Tänzern helfen kann einen neuen Job zu finden oder auch Intendanten bei der Suche nach einem Ballettdirektor unterstützt, nach dem er/sie Ausschau hält. Und ich würde mich sehr freuen, wenn die Bundesagentur auch wieder finanziell helfen könnte bei der Eingliederung der Anfänger, wie wir es durch die Initiative des damaligen Leiters der ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) Dr. Jacobi konnten, ehe Hartz IV alle diese Hilfen zunichtemachte. Anfänger will niemand engagieren, auch wenn sie gut sind und aus renommierten Instituten kommen.

Das ist auch der Grund, warum ich der Ansicht war, dass die Absolventen nicht aller Institute, die ich in Köln bei der 5. Biennale Tanzausbildung gesehen habe, fähig sind, und nach ihrer Ausbildung das nötige technische Rüstzeug haben. Auch Musiker können für eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht nur das Fach „Singende Säge“ belegen!

Mit Dirk Elwert hat man nun aber ein Allround-Theater-Talent engagiert. Dirk war nach dem Schauspiel in fast allen Bühnenbereichen tätig und entschloss sich später auf selbstständiger Basis, Tänzern und Ensembles als Agent zu helfen, was durch die Wirtschaftskrise, die inzwischen fast vergessen ist, fast unmöglich wurde. Viele Theateretats und Ensembles wurden verkleinert, wenn nicht gar ganz wegrationalisiert wie in Aachen, Bonn, Frankfurt/Main, Köln, Wuppertal (ausnahmsweise das Schauspiel). Aber auch Orchester hat es erwischt mit Kürzungen, Zusammenlegungen oder Auflösung. Und die Häuser ohne Ensemble mussten starke finanzielle Einbußen hinnehmen, weshalb die Gastspieltätigkeit stark abgenommen hat.

Dirk Elwert kann uns erzählen, dass Gastspiele wie die Limon Company aus New York, die er durch Europa begleitete, kaum noch finanzierbar sind. Ehe er diese sehr risikoreiche Tätigkeit aufnahm war er aber auch fest engagiert, so z. B. beim Theater Nürnberg, bei Tanzwerk, wo er mit Choreografien von Jean Renshaw, Roberto Galvan, Jenny Coogan, Amanda Miller, James Sutherland, Antonio Gomez, Gregor Zöllig, Jacobo Godani und William Forsythe glänzen konnte. Die Stadt belohnte diese Arbeit mit dem Kultur-Förderpreis 1995. Auch als Dramaturg hat er sich nützlich gemacht und war bei den Theatern Basel und Oldenburg engagiert. Und wenn ich alle Festivals außer Avignon und RomaEuropa, mit denen er für z. B. Susanne Linke oder Meryl Tankard tätig war, aufzählen wollte, wäre mir das zu anstrengend und den Lesern auch ...

Ich kenne Dirk als einen ruhigen freundlichen Mann, den so leicht Nichts und Niemand aus der Ruhe bringt, der in Gelsenkirchen aufgewachsen ist, als dort Bernd Schindowski über 25 Jahre Tanz verbreitete, was allerdings wenig auf ihn abgefärbt hat. Vielleicht mit der Ausnahme, dass er kurz bei der TV Show „You can Dance“, in der Jury Platz nahm und ich ihn wegen manchem Kommentar nicht wiedererkannte, fast wie Dieter Bohlen ... Aber das will ich ihm nicht persönlich anlasten, solche Veranstaltungen verderben halt den besten Charakter.

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