„Das bucklige Zauberpferdchen“; Alina Somova

„Das bucklige Zauberpferdchen“; Alina Somova

Eine unwiderstehliche Ballettkomödie

Alexei Ratmanskys „Buckliges Zauberpferdchen“ mit dem Mariinsky-Ballett in Baden-Baden

Das Festspielhaus Baden-Baden bietet mal wieder ein in Europa selten zu sehendens Ballett. Und das Mariinsky glänzt wie eh und je mit einer prachtvollen Ausstattung und einer vielseitigen Choreografie.

Baden-Baden, 22/12/2015

Alexei Ratmansky, der vor einem Jahr das deutsche Publikum mit seiner Rekonstruktion von Marius Petipas „Paquita“ beim Bayerischen Staatsballett beeindruckte, ist ein Meister des humorvollen Handlungsballetts, wie seine Neufassungen zweier Schostakowitsch-Ballette aus der Sowjetzeit beweisen, „Der Bolzen“ und „Der helle Bach“. „Das bucklige Zauberpferdchen“ basiert ebenfalls auf einem Sowjet-Ballett, das 1960 in einer Choreografie von Alexander Radunsky uraufgeführt wurde. Die an Anspielungen an die russische Tradition von Folklore bis Strawinsky reiche Partitur stammt von Rodion Schtschedrin. In dem Werk, das auf einem Märchen aus dem Jahr 1834 basiert, geht es um den vermeintlichen Tölpel Ivan, der am Zarenhof trotz der Intrigen des hämischen Kammerdieners sein Glück macht und am Ende die vom greisenhaften Zaren begehrte Prinzessin heiratet. Alexei Ratmanskys Neufassung des Stoffes wurde im März 2009 beim Mariinsky-Festival uraufgeführt.

Fast sieben Jahre später hat das Stück nichts von seiner Frische verloren. Die farbenfrohe, größtenteils abstrakte Ausstattung von Maxim Isaev passt meistens zur Atmosphäre und charakterisiert die verschiedenen Figuren – Pferde, fischartige Meeresmenschen, Feuervögel, ängstliche Bojaren und viele andere – effektvoll und ohne allzu großen Realismus. Ratmanskys sehr einfallsreiche Choreografie reicht vom klassischen Ballett zu dessen Parodie zum Jazz. Für jeden Protagonisten und jede Gruppe schafft er gekonnt eigenes Bewegungsvokabular. Das Ballett braucht zu Anfang etwas Zeit, um in Schwung zu kommen – es beginnt mit einer langen, recht obskuren Pantomimeszene und einer langatmigen Ensembleszene mit Volk und Zigeunern, die vage an „Petruschka“ erinnert, jedoch ohne den Charme und die Vielfalt von Fokines Ballett. Von dem Moment an, in dem Ivan den magischen Pferden begegnet, bleibt die Spannung auf durchgehend hohem Niveau und das Ballett ist unterhaltsam und abwechslungsreich bis zum schlimmen Ende, das der greisenhafte Zar in einem Kessel kochenden Wassers findet.

Alexei Timofeyev tanzte die Rolle des Ivan mit jugendlichem Charme, obwohl es schwer war, den technisch kaum erreichbaren, spitzbübischen Leonid Sarafanov zu vergessen, der die Rolle im Mai 2009 interpretierte. Die feingliedrige Alina Somova erwies sich abermals als kokette und trotzige Prinzessin mit Engelslächeln, die genau weiß, was sie will und nicht zögert, ihrem ungewollten Verehrer allerlei halsbrecherische bis tödliche Aufgaben zu stellen. Diese werden vom fiesen Kammerdiener (Islom Baimuradov) immer wieder auf Ivan umgeleitet, der mithilfe des Zauberpferdchens alle Gefahren überwindet (Yaroslav Baibordin) und sich letztendlich in einen Zarewitsch verwandelt.

Man kann die Direktion des Festspielhauses Baden-Baden nur dazu beglückwünschen, dass sie dem Publikum immer wieder Gelegenheit gibt, originelle Werke des Sankt Petersburger Repertoires zu sehen und hierzulande kaum bekannte Partituren zu hören – an diesem Abend dirigierte Mariinsky-Direktor Valery Gergiev selbst und brachte alle Nuancen des vielfältigen Werkes zum Klingen.

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