MarieTopp: „Visible_Effects“

MarieTopp: „Visible_Effects“

Wellenhafte Resonanz

Zwei Choreografien von Marie Topp auf K3

Marie Topp präsentiert im zweiteiligen Abend mit „Forerunning“ und „The visible effects of force“ auf K3-Zentrum für Choreografie Hamburg als erste der drei ResidenzchoreografInnen, die seit August 2014 am Haus arbeiten.

Hamburg, 09/03/2015

Marie Topp zeigt in ihrem zweiteiligen Abend, den zweiten und dritten Part ihrer Trilogie zur Erforschung eines den Kräfteverhältnissen ausgesetzten Körpers. Die Reihe startete mit ihrem 2012 uraufgeführten Stück „The Everyday Practice of Resistance“. 2014 folgte das Stück „Forerunning“, das den Abend auf K3 einleitete und welcher mit der Premiere von „The visible effects of force“ abgerundet wurde. In allen drei Soloarbeiten entwickelt die dänische Choreografin, die 2009 die Danish National School of Performing Arts beendete, eine Herangehensweise an Zustände eines Krafteinflusses und wie der menschliche Körper diesen wahrnimmt. Marie Topp versucht diese vom Körper kreierten oder auf ihn einwirkenden Kraftzentren sichtbar zu machen.

In Kollaboration mit der Soundkünstlerin Julia Giertz, die an beiden Stücken mitwirkte, die an diesem Abend gezeigt wurden sowie dem Lichtdesigner Mårten K. Axelsson, der bereits das Licht für „The Everyday Practice of Resistance“ gestaltete, kommen die drei im letzten Stück des Abends erstmalig als Trio zusammen.

Durch das Zusammenspiel von Licht- und Sounddramaturgie und vor allem einer Bewegungsqualität, die durch große Genauigkeit und ununterbrochene Intensität überzeugt, schafft es die Choreografin das Publikum in einen tranceartigen Zustand in andauernder minimaler Spannung verweilen zu lassen.

FORERUNNING
Es beginnt im Dunkeln. Nur ein rauschender Sound ist zu hören, als würde jemand mit der Handfläche über sensible Boxen streichen.
Die Bewegungen sind zuerst nur zu erahnen und werden immer sichtbarer. Von da an wird das ständige Ausharren in den Bewegungen mal dynamischer mal kleiner, aber kommt bis zur Pause zu keinem Stillstand, es bleibt genau am Ansatz, am allzeit bereit sein. Nicht einmal der Sound oder die eingeworfenen Blacks können daran etwas ändern. Der Fokus von Marie Topp bleibt konzentriert. Das Bereitsein gewinnt durch die Kontinuität an Stärke. Wie in Loops werden die Bewegungen wiederholt und wiederholt, ab und zu die Ausrichtung und Position im Raum verändert. Es wirkt wie ein Austarieren, von rechts nach links, vorne nach hinten. Ein großartiges Ausharren in der Bereitschaft.

THE VISIBLE EFFECTS OF FORCE
Stille. Weißer Bühnenboden und helle Atmosphäre. Topp schaltet vier in einem Quadrat aufgestellte Ventilatoren an und positioniert sich in der Mitte. Der Fokus in dem Endstück der Soloperformances liegt nun nicht mehr auf den Vorbereitungen, der Bereitschaft, dem Ansatz. Er liegt auf dem tatsächlichen Effekt von Kraft, dem Nachklang von Kraft am Körper. Ausgesetztheit. Wieder wiederholen sich Bewegungen, diesmal aber in längeren Phrasen und ausgedehnter Langsamkeit. Wie in eine Drehrichtung verändert der Körper gegen andauernden Widerstand seine Ausrichtung. Der Widerstand ist in jeder Sekunde spürbar. Ununterbrochene Standhaftigkeit. Der Körper ein konstantes Medium der Kräfte, die Konditionen allen existierenden Lebens. Auch, dass der Sound erneut auftaucht und wieder geht und das Lichtdesign, die Bewegungen aufnimmt und weiterspinnt, passiert fast unauffällig und fließend.

Der Abend verlangt einem als Zuschauer ein gewisses Potenzial an Geduld und Detailverliebtheit ab, belohnt einen dafür aber mit einem Trip, einer Welle, einer abgerundeten Fahrt von Sound, Licht und Bewegung.

Mit dem Festival Tanzhochdrei präsentieren die drei Residenz-ChoreografInnen Marie Topp, Antje Velsinger und Alexandre Achour ihre während der Residenz entstandenen Stücke. Noch bis zum 21.03. kann man die Programmpunkte und Stücke im Rahmen des Festivals besuchen. Es gibt zusätzlich zu den Stückpremieren einen begleitenden Workshop von deufert&plischke sowie Vorträge von Igor Dobričić und Stefanie Werner.

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