Effektvolle Bilder

Die MOMIX Dance Company gastiert mit „Botanica“ in Hamburg

Moses Pendletons neue Tanzshow setzt auf organisch-mystische, aber auch seichte Unterhaltung.

Hamburg, 07/01/2014

Nomen est omen: „Botanica“ heißt der Titel der neuesten Produktion des amerikanischen Choreografen Moses Pendleton für seine Kompanie „MOMIX“. Zehn Tänzerinnen und Tänzer produzieren mit allerlei Hilfsmitteln unter dem Motto „Tanz küsst Fantasie“ effektvolle Bilder aus Flora und Fauna auf die für diesen Anlass etwas umgestaltete Bühne der K6 auf Kampnagel.

Da werden Blüten, Tiere und diverse Fantasie-Pflanzengebilde szenisch dargestellt, mal mit mehr, mal mit weniger ausgeprägten Verrenkungen, mal alleine, mal zu mehreren. Es ist ein buntes Kaleidoskop, ein Reigen, der hübsch anzuschauen ist, aber mit Tanz nicht allzu viel zu tun hat.

Teilweise erhalten die Effekte sogar eine plump-komische Note – zum Beispiel, wenn sich ein Dino-Skelett (der Akteur verbirgt sich in einem schwarzen Ganzkörpertrikot im hinteren Teil der „Puppe“) mit einer Frau balgt, die dann dramatisch bezwungen und verschlungen wird, alsbald aber wie Phönix aus der Asche dem Tier aus dem Allerwertesten kriecht. Da weiß man nicht so recht: Hat der Choreograf das wirklich so gewollt, oder ist das unfreiwillig komisch? Das gilt auch für die Zentauren-Nummer mit Frauen und Männern vorne, begleitet von Hinterteilen in braunen Trikots, die munter über die Bühne hüpfend besser auf einen Kindergeburtstag gehören als auf eine Bühne.

Ein Verschnitt aus Kitsch und Erotik das laszive Geräkel einer langbeinigen Schönen auf einer schrägen Spiegelfläche (Doppelbild-Effekt!). Oder die Sonnenblumen-Nummer, wo vier Tänzerinnen mit gelb-schwarzbraunen Straußenfedern dekorativ erblühen. Oder die Ensembleszene mit goldbeblätterten Herbstbäumchen, die mal als Stütze dienen, mal um die eigene Achse geschwungen werden. Das ist alles nett anzuschauen, aber das war’s dann aber auch.

Vereinzelt gelingen Pendleton jedoch durchaus auch poetische Momente: Zum Beispiel in der Szene, wo nach Art des Schwarzen Theaters die Akteure völlig schwarz verhüllt und somit unsichtbar sind, jeweils aber Unterschenkel und Unterarme enthüllen, die dann grünlich-phosphoreszierend vor einem schwarzen Vorhang allerlei Schabernack treiben. Oder wenn eine Frau mit einem Drahtgestell kreiselt, an dem lauter kleine Stäbe hängen – die mit der Kreisbewegung auf und ab schwingen und schwirren. Nur die Musik – Deva Premal singt ein hinduistisches Mantra – passt da nicht so recht dazu, wie sie auch bei den meisten anderen Szenen weniger nach inhaltlichen Aspekten ausgesucht wurde als danach, einen möglichst sanften, schmeichelnden Klangteppich unter die Körperverbiegungen zu legen, unterbrochen vom Pfeifen und Flöten exotischer Vögel und anderen Dschungel-Getiers.

Dafür, dass dieser Abend doch insgesamt sehr seicht bleibt, sind die Preise gepfeffert: 26,90 bis 70,60 Euro muss man zur Kasse tragen, das ist nahezu Opern-Niveau. Das grenzt schon an Unverschämtheit – kein Wunder, wenn die K6 da selbst an einem Samstagabend maximal zur Hälfte besetzt ist. Dass es kein Programm gibt, dass weder Choreograf noch TänzerInnen irgendwo dem Publikum nahegebracht oder vorgestellt werden, ist ein weiteres Ärgernis.
 

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