Aspekte höllischen Treibens

In „Hell“ bringen Emio Greco und Pieter C. Scholten Aspekte dessen, was Hölle bedeuten kann, auf die Bühne

Wien, 20/07/2006

Die Hölle macht sich der Mensch selber. Und jeder von uns hat auch teuflische Anlagen. In „Hell“ bringen Tänzer und Choreograf Emio Greco und Dramaturg und Regisseur Pieter C. Scholten Aspekte dessen, was Hölle bedeuten kann, auf die Bühne.

Im Rahmen des Festivals ImPulsTanz wurden die Besucher im Burgtheater von Disco-Klängen und entsprechendem Aerobic-Tanz empfangen. Das sollte die neue Auseinandersetzung des Duos Greco/Scholten mit Dantes „Inferno“ und Beethovens 5. Symphonie, der Schicksalssymphonie, sein? Eine gute Weile fächelte man einander Luft zu, bis da oben die ironischen Reminiszenzen mit einem radikalen Schnitt abgedreht und auf leise und ruhig umgeschaltet wurden. Dann nahm Grecos 100 Minuten puren Tanz spiegelndes Opus seinen Lauf.

Intensiv
Auf schwarzer Bühne, links ein Baumskelett, rechts ein Portal aus Glühbirnen, schiebt Greco seine individualistischen, ausgezeichneten Tänzer und Tänzerinnen in Blöcken über die Bühne. Über große Strecken dominiert eine intensive Physikalität das Geschehen. Arme werden nach oben gerissen und scharf diagonal nach unten gefahren. Klassisches Bewegungsmaterial wird dazwischengeschoben. Es wird weniger erzählt als energetisch die Bühne durchmessen. Weniger spannend choreografiert als ungemein stark getanzt. Greco wuselt mit schwarzer Perücke herum. Später tauscht das Ensemble die Kleider, um letztlich nackt die Tour de Force fortzusetzen. Beethoven macht den Menschen klein, verletzlich, nahezu unbedeutend. E-Gitarrensound am Ende. Das Leben der Vorhof zur Hölle? Auf jeden Fall eine Show, die das Publikum begeisterte.

International erfolgreich ist auch die ehemalige Keersmaeker-Tänzerin Johanne Saunier, die nun mit „Erase - E (X)“ im Kasino am Schwarzenbergplatz gastierte.

Ausgehend von einem typischen, fließenden Keersmaeker-Solo haben die amerikanische Wooster Group als auch wiederum Keersmaeker selbst sowie die Regisseurin Isabella Soupart das idente Schrittmaterial neu akzentuiert. Das Mittelstück ist auf indische Musik eingerichtet, die Randstücke sind theatralisch verfremdet. Das Theater und nicht der Tanz behielt die Oberhand.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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