Robert Tewsley wird Mitglied des Royal Ballet

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Stuttgart, 05/03/2002

Das hat vor ihm noch keiner der Stuttgarter Tänzer geschafft: Erster Solist beim Royal Ballet zu werden! Den Sprung zur Filialkompanie des Birmingham Royal Ballet, ja (unvergessen in Stuttgart: Sabrina Lenzi und Wolfgang Stollwitze – auch der unverwüstliche Krzysztof Nowogrodzki). Doch Principal Dancer beim Royal Ballet in den Heiligen Hallen von Covent Garden, das ist ja wohl das Höchste, was man als englischer Tänzer erreichen kann – und darum unseren Glückwunsch an Robert Tewsley, der zur nächsten Spielzeit in eben diese Position nach London überwechselt. Danach kommt dann gleich der Adelstitel. Wenn er so weitermacht, wie wir ihn zuletzt in Stuttgart als Apollo und Armand und in München als Des Grieux erlebt haben, wird ja auch der vielleicht noch eines Tages folgen – ich zumindest kann ihn mir gut als Sir Robert vorstellen.

Er hat hier in Stuttgart eine märchenhafte Karriere gemacht. Als er 1996 mit Reid Anderson von Toronto zu uns kam, tanzte er als Vierundzwanzigjähriger zwar ein einwandfreies Oxford Englisch, aber den Weltklassetänzer, dessen Apollo ich in die Reihe der Eglevsky, Youskevitch, d‘Amboise, Kronstam, Clauss und Andersen (Ib) stelle, hätte ich nicht in ihm vermutet. Doch Tänzer aufzubauen, dafür hat Anderson bekanntlich eine untrügliche Nase, und so verfolgten wir, wie Tewsley von einer Aufgabe zur anderen wuchs und wuchs und wuchs – nicht nur in den Klassikern und den modernen Klassikern, sondern gerade auch in den Balanchine-Balletten und in schwierigen modernen Rollen (wie beispielsweise bei Kevin O‘Day und Christian Spuck).

Und jetzt hat er sich also als gastierender Onegin sein Entree bei den Königlichen Engländern ertanzt. Klar, dass er dieser Einladung umso weniger widerstehen konnte, da sie für ihn, den in Leicester Geborenen, die Heimkehr auf seine „Fairest isle, all isles excelling“ bedeutete. Dagegen hatte Stuttgart keine Chance. Das tut uns leid für uns – wobei wir freilich die Hoffnung haben, dass Anderson schon den Tewsley-Nachfolger im Visier hat, auch wenn wir ihn noch nicht erspäht haben. Doch als Favorit des hiesigen Ballettvolks weiß er vermutlich nur zu genau, was er an diesem Stuttgarter Ballettpublikum hat, und darum wird er sicher alles daransetzen, als gern gesehener Gast uns auch weiterhin zu beglücken. Das wünschen wir uns und ihm! In diesem Sinne: Farewell and many happy returns!

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