Sabine Kupferberg zum fünfzigsten Geburtstag

Sie kam als Siebzehnjährige zum Stuttgarter Ballett, ging 1975 zusammen mit Jirí Kylián zum Nederlands Dans Theater und ist heute, da sie ihren fünfzigsten Geburtstag feiert – ja, was ist sie denn? Starballerina kann man sie ja schlecht nennen, da sie so gar nichts starmäßiges an sich hat – also sagen wir: Die Tänzerin, die am vollkommensten Geschichte und Image von NDT III verkörpert.

Sabine Kupferberg war und ist das Geschöpf Kyliáns – wobei aber gleich hinzuzufügen sei, dass sie diejenige war, die Kylián zu seinen besten Stücken inspiriert hat, schon als Mitglied von NDT I – Partner auf der Bühne wie im Leben: Terpsichore für Apollo. Und das nun schon so lange, wie es vorher meines Wissens noch keine professionell-private Partnerschaft zwischen einer Ballerina und einem Choreografen auf diesem Niveau gegeben hat – nicht von dieser Dauer jedenfalls, auch nicht bei LeClerq und Balanchine und natürlich nicht bei Fonteyn und Ashton, Haydée und Cranko, Seymour und MacMillan. Ja, man kann mutmaßen, dass Kylián das NDT III nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen hat, um seiner Frau eine weitere Karriere nach ihrem Ausscheiden bei NDT I zu ermöglichen.

Dazu bedurfte es freilich einer Tänzerinnenpersönlichkeit von besonderem Format – und dazu gehört eben mehr als attraktives Aussehen, grundsolide Technik, persönliche Ausstrahlung, Intelligenz und darstellerische Ausdruckskraft – eben das, was man vielleicht am besten als Präsenz und Charisma bezeichnen kann. Als die verkörpert sie eine Ballerina ganz neuen Typs.

Vielleicht ist ihre Einzigartigkeit ja auch der Grund, weshalb sie weder ins neue „Oxford Dictionary of Dance“ noch ins „Dictionnaire de la Danse“ bei Larousse aufgenommen worden ist, deren Autoren sich nicht freimachen konnten von den Klischees ihres Schubfachdenkens. Sie befindet sich da jedenfalls in bester Gesellschaft, wenn ich an alle diejenigen denke, die dort keinen Platz gefunden haben. Unseren Glückwunsch nach Den Haag!