1966 in der Rolle „Die Schöne Zarewna“ in „Der Feuervogel“ am Staatstheater NürnbergQuelle: StadtAN A 81/ II Nr. 34

Monika-Maria Krauß-Saez in der Rolle „Die Schöne Zarewna“ in „Der Feuervogel“ am Staatstheater Nürnberg (1966)
Quelle: StadtAN A 81/ II Nr. 34

Mit Deiner Energie wirst Du die Engel zum Tanzen bringen

Ein Nachruf auf Monika-Maria Krauß-Saez

Heute hätte sie Geburtstag. Doch bereits am 16. Mai 2021 verstarb Monika-Maria Krauß-Saez, ehemalige erste Solistin am Nürnberger Staatstheater und langjährige Dozentin am Centre de Danse International Rosella Hightower in Cannes, mit 77 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.

Cannes/Nürnberg, 18/11/2021

von Annette Stings

Sie ging den Weg von Deutschland nach Frankreich, von der Bühnentänzerin zur Pädagogin, von klassischen Ballett zum Jazz-Tanz. Bereits am 16. Mai 2021 verstarb Monika-Maria Krauß-Saez, ehemalige erste Solistin am Nürnberger Staatstheater und langjährige Dozentin am Centre de Danse International Rosella Hightower in Cannes, mit 77 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Am 21. November wäre sie 78 Jahre alt geworden. Ein Geburtstag, den wir leider nicht mehr zusammen feiern können, aber an dem an sie von viel Schüler*innen erinnert wird.

In den Kriegs- und Nachkriegsjahren in bitterster Armut in Fürth aufgewachsen, war ihr eine Karriere als Tänzerin nicht in die Wiege gelegt. Aber ihre „Tante“, die Ballettdozentin, Jutta Krauß, erkannte ihr Talent und förderte sie. 1959 wurde Monika-M. Krauß-Saez als Ballett-Elevin in die Kompanie des Nürnberger Staatstheaters aufgenommen, wo sie schnell zur Tänzerin avancierte und ab Anfang der 1960er Jahre erste Solorollen erhielt. Diese Zeit bis hin zur Mitte der 1970er Jahre war in Nürnberg sehr stark durch das Trio des Theaterintendanten, Karl Pschigode, des Oberspielleiters der Operette, Kurt-Leo Sourisseaux und der Ballettmeisterin und Choreographin, Hildegard Krämer, geprägt, die pro Spielzeit mehr als zehn Operetten, zahlreiche Opern und Ballettabende inszenierten, wovon viele Uraufführungen waren. Darüber hinaus musste das Nürnberger Ensemble bis 1971 das Fürther Stadttheater mit bespielen, so dass die Tänzer und Darsteller auf bis zu 40 Abende im Monat kamen und ihre Vielseitigkeit in unterschiedlichsten Rollen unter Beweis stellen mussten.

Monika Krauß-Saez brillierte nicht nur durch ihre ausgezeichnete Technik im klassischen Tanz, sondern auch in allen anderen Tanzrichtungen, sowie durch ihr schauspielerisches Talent in ernsten, sowie in komödiantischen Rollen. So verkörperte sie 1963 Die Eitelkeit in der tänzerischen Legende „Der junge König“, 1964 Petra im Katzenballett „Les Demoiselles de la Nuit“ und die Zimmernachbarin in dem Krimi-Ballett „La Chambre“. 1965 erhielt sie die Rolle der Prinzessin in der musikalischen Dichtung „Die Geschichte vom Soldaten“. Besonders herausragend war ihre Darstellung der Schönen Zarewna in dem Ballett „Der Feuervogel“ 1966.

1967 unterbrach sie ihre Karriere für ihre Heirat in Paris, wo sie im legendären Studio Wacker unter anderem bei Boris Kniaseff und bei Madame Ljubov Egorova trainierte. Nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie in der Spielzeit 1968/69 als erste Solistin an die Städtischen Bühnen Nürnberg-Fürth zurück. Hier trat sie bis 1973 in weiteren Rollen hervor, wie zum Beispiel: als Angelica in „Der Wahnsinn des Orlando“ 1969, als Lesbia in „Catulli Carmina“ 1970, als Äbtissin in dem Skandalstück „Die Vogelscheuchen“ nach Günter Grass 1970/71, als Graziella in der deutschen Erstaufführung von „West Side Story“ 1972 und als Das Mädchen in „Der Wunderbare Mandarin“ 1973.

1973 feierte sie ihren Abschied von der Bühne und ging mit ihrer Familie nach Südfrankreich. Von 1979 bis 2006 unterrichtete sie dort an der berühmten Schule Centre de Danse International Rosella Hightower in Cannes vornehmlich Jazz-Tanz und choreographierte auch viele Stücke und Variationen für ihre Schüler. Ihre übersprudelnde und ansteckende Energie war nie zu bändigen, so dass sie noch bis kurz vor ihrer Rente alle Kombinationen mittanzte. Mit ihrer liebevollen Härte hat sie ganze Tänzergenerationen maßgeblich geprägt. Das Zitat eines ehemaligen Schülers bringt ihren Unterrichtsstil wunderbar auf den Punkt: „Monika – das war der perfektionistische Anspruch des klassischen Balletts im Dienste des Jazz-Tanzes.“

Ja, Monika, Du warst streng, aber voller Elan und Leidenschaft und hast uns mit heißen Rhythmen so durch den Saal gejagt, dass für Schüchternheit und Selbstzweifel kein Platz mehr war und wir plötzlich angstfrei im Rampenlicht standen. Wir danken Dir für diese Befreiung! Wir, ihre ehemaligen Schüler*innen, trauern mit den Angehörigen um eine großartige starke Persönlichkeit und wunderbare Lehrerin.

 

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