„Grands Fugues“ von Lucinda Childs. Tanz: Ensemble

Dance!

Lucinda Childs wird 80 und wirkt heute noch radikal und neu

Die amerikanische Tänzerin, Choreografin und Legende des Postmodernen Tanzes wird heute 80 Jahre alt. Die Klassikerin der Postmoderne hält ein lebendiges, immer noch avantgardistisches Werk vor, das aktuell eine Renaissance erfährt.

New York, 25/06/2020

Sie gehört zu der kleinen Gruppe von Choreograf*innen, die das damalige Verständnis von Tanz in den siebziger Jahren revolutionierte. Als waschechte New Yorkerin besucht Lucinda Childs eine private Mädchenschule in der Upper East Side Manhattens. Bereits mit sechs Jahren beginnt sie zu tanzen und wird unter anderem professionell von Hanya Holm und Helen Tamiris unterrichtet und ausgebildet. Außerdem studiert sie nach ihrem B.A. am privaten Sarah Lawrence College in New York unter anderem bei Merce Cunningham. Im Cunningham Studio trifft sie in den 1960er Jahren Yvonne Reiner und durch sie 1963 auf das Judson Dance Theater, das ihren künstlerischen Werdegang maßgeblich prägte und ihr den Weg zur Ikone der Postmoderne ebnete.

Anfang der 1970er Jahre gründet sie ihre eigene Kompanie, die Lucinda Childs Dance Company, die bis 2018 existierte, und ist bereits Anfang der 1980er Jahre als Choreografin weltweit gefragt. Grund dafür ist sicherlich vor allem das 1979 entstandene Stück „Dance“, das sie mit Konzeptkünstler Sol LeWitt und Komponist Philip Glass erarbeitete und das in die Tanzgeschichte einging. Sie rekonstruierte „Dance“ selbst mit ihrer Kompanie im Jahre 2009 und tourte damit um die Welt. Bis jetzt erarbeitete sie über 50 Solo- und Gruppenstücke.

Ihre Arbeiten werden aktuell (nicht nur) durch ihre Nichte lebendig gehalten: „Lucinda Childs gilt als Ikone des Postmodern Dance und ist Mitbegründerin des Judson Dance Theater. Sie ist zufällig auch meine Tante.“ So Ruth Childs, die ihr eine große Ehre erwies: „Wir haben beschlossen, drei ihrer Solos, die sie in den 1960er Jahren in New York choreografiert und selbst getanzt hat, wiederaufzuführen: Pastime, Carnation und Museum Piece.“ (Ruth Childs) In „Pastime“, ihrer ersten choreografischen Arbeit aus dem Jahre 1963, studiert Lucinda Childs den angespannten Körper bis ins kleinste Detail und verwendet ihn fast quasi als Requisit. In „Carnation“ (1964) führt sie Küchen- und Putzutensilien ad absurdum und hinterfragt somit auch gleich die Rolle der Frau im privaten Haushalt. Und in „Museum Piece“ (1965) beschreibt sie Anwesenheiten und Positionen von Tanz, die sie in voller Körperbeherrschung und unglaublich klar darstellt. Lucinda Childs steht für ihre minimalistischen Bewegungen, die in ihren Arbeiten die Komplexität der zu verhandelnden Themen sogar noch unterstreichen.

2001 wird Lucinda Childs bei den New Yorker Bessie Awards für ihr Lebenswerk geehrt und 2017 bei der Tanz Biennale in Venedig. Bleibt zu wünschen, dass Lucinda Childs nach dem kürzlichen Verlust von Sally Banes der Tanzwelt noch lange erhalten bleibt. Zumindest ihr Werk wirkt lebendig weiter u.a. aktuell auch durch die Kompanie Dance On, die im Herbst diesen Jahres zu ihren Ehren einen Childs-Abend „Works In Silence“ kreieren wird. Darin tanzen die Tänzer*innen des Ensembles Childs Choreografien aus den 70er Jahren, die noch heute radikal und neu erscheinen. „Ich habe diese Stücke unterrichtet und selbst welche davon aufgeführt. Mehrmals hielt das Publikum sie für die Werke eines neuen Avantgarde-Choreografen. Entsprechend überrascht waren sie, dass die Stücke bereits in den Siebzigern entstanden waren.“, so der künstlerische Leiter des Dance On Ensembles, Ty Boomershine, im Interview mit dem Tagesspiegel. Pure Vorfreude!

 

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