„Invitation to Dance“ von Wagner Moreira. Mit: Helena Fernandino & Wagner Moreira

„Invitation to Dance“ von Wagner Moreira. Mit: Helena Fernandino & Wagner Moreira

Aufforderung zum Tanz

Ein Tanzfilmprojekt erkundet Perspektiven der Weite in geschlossenen Räumen

Im Kurzfilm „Invitation To Dance“, der aus einem einzigen Schnitt besteht, lassen Helena Fernandino und Wagner Moreira das Haus Schminke in Löbau zum Entstehungsort eines künstlerischen Schaffensprozesses werden.

Dresden, 14/05/2020

Auch so geht sächsisch. „So geht sächsisch“ - das ist die Freimarke des Freistaats zur Förderung von Projekten, die auf unterschiedliche Weise und in verschiedenen Bereichen der Kunst, der Kultur und der Wirtschaft Innovation und Vielfalt entdecken. Mit ihrem Projekt „Invitation to Dance“ - man liegt nicht falsch an Carl Maria von Webers Rondo für Klavier von 1819 „Die Aufforderung zum Tanz“ zu denken - unternehmen die Tänzerin Helena Fernandino und der Tänzer Wagner Moreira Erkundungen der Weite und der Nähe in den Räumen eines Hauses. Dabei ist das Haus Schminke in der sächsischen Kleinstadt Löbau eines der bedeutendsten Bauwerke der Wohnhausarchitektur der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Deutschland, von Hans Scharoun in den Jahren 1932 und 1933 errichtet.

Und so wie dieses Bauwerk in geradezu musikalisch schwingenden Umgrenzungen der Architektur jene die Räume umgebende Weite der Gärten atmosphärisch aufnimmt, so nehmen die tänzerischen Erkundungen diese sich übertragenden Anregungen auf.

Der Pianist Simone Ferrini spielt die Klavierfassung des zweiten Satz, der „Air“, aus der dritten Suite für Orchester von Johann Sebastian Bach D-Dur BWV 1068, und Carl Maria von Webers Rondo für Klavier solo, „Die Aufforderung zum Tanz“ und schafft nicht zuletzt durch seine Verbindung beider Stücke eine wesentliche Erweiterung sich öffnender Assoziationsräume. Im Zusammenspiel räumlicher Abläufe und tänzerischer Linien spielt er mit dem Wechsel aus Distanz und Nähe.

Dramaturgisch konsequent ist es, dass man den Pianisten nur zu Beginn und am Ende der Erkundungen sieht. Wobei seine schwarze Halbmaske und sein konzentrierter Blick auch assoziativen Symbolgehalt hat und über die reine Praktikabilität der gegenwärtigen Notwendigkeit eines solchen Accessoires hinausweist.

Wagner Moreira, der das Konzept entwickelt hat, nimmt zunächst Bachs Klangmeditation auf mit seinem Blick in die Ferne, den er aber beendet, indem er einen Vorhang schließt, um dann die ungewohnten Möglichkeiten der Weite der Räume bei fließenden Übergängen tanzend zu erkunden. Dann kommen tänzerische Dialoge mit der Partnerin hinzu, auch im Spiel mit tänzerisch reduzierten Motiven kleiner Alltäglichkeiten. Es mutet geradezu paradox an, aber im Zusammenspiel der Bewegungen, der Architektur und des Klanges könnte man schon meinen, so etwas wie die Kraft klangvoller Stille zu vernehmen. Und in diesem Zusammenspiel aus Raum und Klang, Bewegung und Stille, aus sensiblen Momenten verletzlicher, körperlicher Einsamkeit bis hin zur Ausweglosigkeit hinter der verschlossenen Tür, eröffnen sich eben doch immer wieder Dimensionen von Weite und Freiheit.

Von wesentlicher Bedeutung ist natürlich die filmische Realisation von Steffen Krones, des Dresdner Filmemachers und Videokünstlers. Man folgt seinem Blick auf die räumlichen Dimensionen der Architektur. Man vertraut seiner sowohl musikalisch als auch choreografisch grundierten Blickweise, die es möglich macht, dass sich trotz größter Distanz der Zusehenden vor ihren Bildschirmen ein hohes Maß an emotionaler Nähe aufbaut. All das, was hier ganz ohne direkte Berührung, bei gebotenem Abstand, im Zusammenspiel der Künste in kreativer Kraft entstehen konnte, sendet starke Motive in diesem bewegten und bewegenden Dialog mit seiner so freundlichen wie wegweisenden Aufforderung zum Tanz.

Information: Kurzfilm „Invitation to Dance“, Premiere am Mittwoch, 13. Mai 2020, 19.00 Uhr, jetzt jederzeit abrufbar: Invitation to Dance - YouTube
 

 

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