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Essen
(ZU)HÖREN
„The Listeners“ am PACT Zollverein Essen
Von Sonja Majkowski
Ein schwarzer, unbeleuchteter Theaterraum. Rhythmische, minimalistische Musik (Dehendrik Lechat Willekens) ist zu hören. Langsam erhellt sich der Raum. Neun Tänzer*innen stehen über den gesamten Bühnenraum verteilt. Sie tragen Alltagskleidung (Kostüm Behnaz Aram) und sind barfuß. Ihre Körper nehmen den Rhythmus der Musik auf, bewegen ihre Arme in repetierenden Bewegungsabläufen, während sie am Platz verweilen. Der Rhythmus wird zum verbindenden Element aller, doch nach und nach entwickeln sich einige, individuelle Bewegungsmuster heraus. Muster, die im weiteren Verlauf der sechzigminütigen Performance immer wieder aufgegriffen werden. Diese Individualität erlaubt es den Tänzer*innen, sich aus der Gruppe zu lösen und ihre Geschichten zu erzählen. Impulse kommen hierfür aus der Musik; Musik, die über die Soundanlage des Theaterraums schallt. Durch den fließenden Übergang fällt es erst im Nachhinein auf, dass nun die Performer*innen die Gestaltung der rhythmische Musik übernommen haben. Ihre Stimmen beleben den Raum mit einem spannungsvollen Drive. Jedem werden hier eigene Klangmodelle zugeschrieben, wodurch ein voluminöser Klangteppich entsteht. So präsentieren die Tänzer*innen nicht nur mittels ihrer Körper die Choreografie, sie werden zu Klangkörpern, die Musik und Tanz zu einem verschmelzen lassen.
„The Listeners“ wird hier zu einem Beispiel, wie das Zusammenspiel zwischen Körper, Musikalität und Stimme in Alma Söderbergs Arbeiten funktioniert. Der Tanz wird dabei zu einem ganzheitliches Konzept und endet nicht mit der perfekten Umsetzung der Choreografie, sondern wird durch die eigene Musikalität der Tänzer*innen erweitert.
„The Listeners“ beschäftigt sich mit dem Gehörtwerden und Zuhören. Mit der Frage, wie Kommunikation und Gruppendynamik funktioniert, wie mit Respekt und Achtung aufeinander eingegangen werden kann. Jedem Ensemblemitglied werden einige Pattern geschrieben, mit Hilfe derer sie in spannenden, manchmal spektakulären, mal ruhigen Soli ihre Geschichte erzählen, während die Gruppe aktiv zuhört. Und mit jedem Soli arbeitet Söderberg die jeweiligen tänzerischen Begabungen eines jeden Ensemblemitglieds heraus; lässt sie nicht nur zeigen, welche Energie und Lebendigkeit in ihnen steckt, sondern auch wie vielseitig und individuell doch Tanz und Musik sein können und dürfen – wenn man sie lässt. Ein sehr empfehlenswerter Abend, um die Ganzheitlichkeit von Tanz und Musik zu entdecken.
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