House-Beats, Gitarrensolo und Cellosonaten

Das Ballet BC aus Vancouver an der Oper Köln

Vielseitig präsentiert sich das Ballet BC aus Vancouver unter der Leitung von Emily Molnar mit einem dreiteiligen Ballettabend von Sharon Eyal, Aszure Barton und Crystal Pite und fasziniert mit Präzision und technischem Können.

Köln, 12/01/2020

Von Sonja Majkowski

Zehn Tänzerinnen und Tänzer stehen en bloc. In zackigen, aber geschmeidigen Bewegungen gehen sie auf der Stelle, zu hören sind leise House-Beats. Die Körper nehmen den Rhythmus auf. Das Licht ist reduziert, konzentriert sich auf die Tänzer*innen, die durch ihre Präsenz den gesamten Bühnenraum ausfüllen. Sie tragen schwarze Trikots und Socken. Die Musik nimmt Fahrt auf, entwickelt sich, die Beats werden mitreißender. Die Choreografie wird eins mit den Beats, verschmilzt mit ihr. Die Körper der Tänzer*innen bewegen sich in geschickt wechselnden Formationen, die mal sehr komprimiert sind, mal den kompletten Bühnenraum nutzen. Dabei wird die Spannung gehalten, der Raum ist immer gefüllt mit den stetig rhythmischen Bewegungen der Tänzer*innen, es gibt keinen Stillstand, auch wenn sich ein/e Tänzer*in aus der Gruppe zum Solo löst, um das, was zuvor an Bewegungsrepertoire im Gruppentanz vorbereitet wurde, aufzugreifen und zu vertiefen. Die Körper sind separiert. Sie bewegen sich scheinbar losgelöst von dem Grundrhythmus der Beine aus der Körpermitte heraus mit einer enormen Kraft in den Armbewegungen. Auf die härter werdenden Bässe reagieren die Tänzer*innen mit einer mitreißenden Dynamik aus Sprüngen und Posen. Das Licht greift mit seiner reduzierten, klaren Form die Dynamik des Tanzes auf. Die Musik wird ruhiger. Die Tänzer*innen finden sich mit repetierenden Battements tendus auf der Bühnenmitte zusammen, bewegen sich mit zielstrebigen Schritten wieder en bloc. Das Licht geht aus. Die Musik endet.

Mit „Bedroom Folk“ (Choreografie von Sharon Eyal, Sound Artist und Musik von Ori Lichtik und dem Lichtdesign von Thierry Dreyfus) eröffnet das BC Ballet aus Vancouver seinen dreiteiligen Ballettabend an der Oper Köln und präsentiert seine Vielseitigkeit, seine Präzision und sein technisches Können.

Nicht weniger fesselnd als das eröffnende Ballett zeigt sich „Bask“ von Aszure Barton. In neun Episoden erzählt es vom Menschsein und seinen unterschiedlichen Facetten. Hier beeindruckt vor allem die erste Episode über einen Mann und seine Gefühlswelt. Begleitet von einem Spanischen Gitarrensolo berichtet er über die Emotionen seines Lebens – bis er zum Ende seinen Hut nimmt und geht. Was in diesem Solo entwickelt wird, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Ballett mit all seinen Soli und Gruppentänzen. Schade ist nur, dass die Musik teilweise im Tanz etwas platt gespiegelt wird, was gelegentlich die Spannung nimmt.

So aufregend dieser Ballettabend begann, so friedlich endet er. Crystal Pites Ballett „Solo Echo“ vertanzt Mark Strands Gedicht „Lines for Winter“, welches Liebe und Verlust thematisiert, und bedient sich dabei auf sehr gelungene Weise zweier Cellosonaten Johannes Brahms. Dabei geht die Choreografin derart gefühlvoll und sensibel mit der Musik um, dass nicht nur das stete Schneien auf der Bühne, sondern auch die äußerst spannungsreiche tänzerische Umsetzung der Leidenschaft und des Verlusts ein mitfühlendes, aber zufriedenes Lächeln auf die Lippen zaubert. Und den Zuschauer sagen lässt: „Ja, das war ein schöner Ballettabend.“
 

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