„Huang Yi & KUKA“ von Huang Yi 

Lieber Roboter …

„Huang Yi & KUKA“ bei den Ludwigshafener Festspielen


Ein Roboter lernt tanzen und wird nicht nur technisch zu einem echten Partner für den Choreografen Huang Yi.

Ludwigshafen, 14/12/2018

Der taiwanesische Tänzer Huang Yi war ein einsames, überangepasstes Kind. Sein Wunschtraum war es, einen Roboter zum Freund zu haben. Den Erwachsenen umgibt immer noch eine Aura von zurückgenommener Melancholie – aber er hat sich den kindlichen Wunschtraum auf der Bühne erfüllt. Seine Wahl fiel auf einen Industrieroboter der Firma KUKA – nicht nur wegen der ausgefeilten Technik, sondern auch wegen des fließenden Designs, das Assoziationen zu lebendigen Körpern von Mensch und Tier weckt. In seinem Tanzstück „Huang Yi & KUKA“ lehrt der Tänzer den Roboter nicht nur das Tanzen, sondern auch die Liebe – und bringt dabei emotionale und künstliche Intelligenz zu ebenso verblüffender wie anrührender Übereinstimmung. Ganz nebenbei lehrt das ungewöhnliche Duo die Zuschauer*innen, wie klar sich Gefühle durch Bewegungen ausdrücken lassen – und wie wenig es der Sprache bedarf. Und um sein Liebeslied für den Roboter zu übersetzen, begleitet Huang Yi es beispielsweise mit beinahe selbsterklärender Gebärdensprache.

Damit er dem Menschen ein Gegenüber sein kann, muss der Maschinenpartner viel mehr als nur tanzen lernen – Fehlversuche inbegriffen. Andererseits muss der Tänzer sich in die Wahrnehmungs- und Kommunikationsmöglichkeiten des Roboters mehr als nur oberflächlich hineindenken. Im zweiten Teil seines gut einstündigen Stücks bekommt der Roboter statt seiner Greifhand eine Kamera – wie er seine Umgebung und nach und nach auch seinen Tanzpartner wahrnimmt, erscheint direkt als Projektion auf der Rückwand der schlichten Bühne. Dabei lässt KUKA folgerichtig die Logik der Schwerkraft außer Acht – für ihn, der sich nie selbst ausbalancieren muss, sind unten und oben nur unterschiedliche Richtungen. Dennoch – der Beziehung zwischen Huang Lik und seinem KUKA traut man mehr Zukunft zu als dem veritablen Paar (Hu Chien, Lin Chu-Wen), das sich am Ende in großer Dramatik erstarrt auf zwei Stühlen gegenübersitzt.

Das begeisterte Publikum nahm jedenfalls hörbar für KUKA Partei und bestätigte damit die Attraktion von Veranstaltungen im kleinen, intimen Rahmen (für den eine Tribüne auf der großen Pfalzbau-Bühne aufgebaut worden war) bei den Ludwigshafener Festspielen.

 

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