„ROOTS“ von Pablo Lastras Sanchez, Tanz: Veronika Jungblut, Giorgio Tinari

Erinnerung an die Zukunft

„Junges Theater“ präsentiert mit „ROOTS“, ein Tanzstück für Teenager

Am Mageburger Theater erzählt Pablo Lastras Sanchez mit Tanz Geschichten, die junge Leute beim Erwachsenwerden bewegt. Mit Körper und Bewegung nähert er sich an Fragen über das Woher und Wohin und nach der eigenen Identität.

Magdeburg, 19/11/2018

Am Mageburger Theater erzählt Pablo Lastras Sanchez mit Tanz Geschichten, die junge Leute beim Erwachsenwerden bewegt. Mit Körper und Bewegung nähert er sich an Fragen über das Woher und Wohin, nach der eigenen Identität, den „ROOTS“ (Wurzeln), dem Platz im Leben. Diese Fragen führen in Erinnerungen, an das Leben der Eltern der Vergangenheit, über die Gegenwart in die Zukunft.

Der spanische Tänzer und Choreograf hat diese existentiellen Themen Jugendlicher aufgegriffen und für die beiden Tänzer*innen Giorgio Tinari und Veronika Jungblut ein Stück darüber erarbeitet. Dabei will Sanchez durch eine ganz besondere, expressive und sehr moderne Bewegungssprache vor allem jugendlichen Zuschauern zeigen, wie Tanz und Bewegung ohne Glanz und Glamour, Spitzentanz und Tutu zum Tanztheater wird, das sich mit der eigenen Identität auseinandersetzt.

Der Plot für das Tanzstück ist ungewöhnlich und interessant zugleich. Ein Junge, der mit seiner Mutter allein lebt, bekommt von ihr, als er 13 Jahre alt ist, ein Dokument mit dem Vermächtnis seines Vaters, das dieser kurz vor seinem Tod aufgeschrieben hat. Der Junge beginnt zu lesen und erfährt die Geschichte seines Vaters von dessen Liebe zu einer jungen Frau, der Mutter des Jungen. Die beiden kannten sich schon als Kinder, haben sich aus den Augen verloren und sich dann später gefunden. Eine große Liebe begann. Ein Anfang ohne Ende?

Die Podiumbühne als intime Spielstätte bildet den Theaterraum für das von Sanchez mit atemberaubendem Tempo in immer neuen Konstellationen choreografierte und inszenierte Tanzstück. Die beiden Tänzer*innen schlüpfen immer wieder in die Rollen des Vaters und des Jungen, der vom Inhalt des Lebensberichtes seines Vaters mehr und mehr fasziniert ist, und in die Rollen der Mutter und jungen Frau. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen miteinander. Die emotionalen Bindungen zwischen den verschiedenen Identitäten der Personen werden zunehmend stärker. Dies wird erlebbar durch akrobatische Formationen, abgezirkelte Bewegungen von Armen und Beinen, Verschmelzungen der Körper durch Rhythmus und vor allem durch den Gleichklang der beiden Körper.

Visuell unterstützt wird das Ganze durch filmische Sequenzen, in denen die Akteure Raul Pita Caballero und Ulrike Wentzkat als Kinder und Jugendliche ihre Welt entdecken und Gemeinsamkeiten erleben. Bühne und Kostüme von Elisabeth Richter schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Das Besondere an „ROOTS“ ist die eigenwillige Musik, die immer wieder neue Klangwelten miteinander in Verbindung bringt. Prypjat Syndrom (Matthias Marggraff), Musiker aus Magdeburg, bringt für die Choreografie Klangstrukturen zu Gehör, die experimentell und über weite Strecken kongenial den Sound der Körpersprache, abgestimmt auf den Plot der getanzten Geschichte, bestimmen.

„Leben heißt Bewegung“ ist ein Fazit dieses Tanzstücks für Teenager. Mit dem ausführlichen Material zur Vor- und Nachbereitung der Inszenierung im Unterricht für Schüler*innen im Rahmen des vielseitigen theaterpädagogischen Angebots „Junges Theater“ wird der Theaterbesuch noch interessanter.

 

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