„Afrika! Afrika! - 2018“ von Georges Momboye

Kreativität eines ganzen Kontinents

„Afrika! Afrika!“ begeistert im Theater am Potsdamer Platz

Diagonal zu beiden Seiten der Bühne sind die Musiker platziert. Im Zentrum zieht als beispielloser Wirbel aus Fröhlichkeit und Fantasie ein Fest des Tanzes und der Artistik vorüber.

Berlin, 29/01/2018

Was soll man an dieser Show mehr bewundern: die Begeisterung der jungen Künstler, ihren explosiven Elan, ihre Waghalsigkeit und ihr Können? Das Tempo, mit dem die 20 Beiträge durchlaufen und dramaturgisch miteinander verknüpft sind? Oder die überaus ansprechenden Kostüme und die Videos auf breiter LED-Leinwand? Georges Momboye hat mit der Neuausgabe von „Afrika! Afrika!“ einen Glücksgriff getan, mit dem er ohne jede Frage auf dem internationalen Parkett siegen wird. Der Häuptlingsenkel von der Elfenbeinküste mit der abenteuerlichen Geschichte ist als Regisseur und Choreograf nun Nachfolger seines Mentors André Heller: Der hatte die Idee, Afrikas gebündelte Talente, wie er sie vor Ort kennengelernt hatte, zu einer Show zu vereinen. Als sie endlich 2005 ins Rampenlicht trat, hatte Heller damit einen Welterfolg gelandet. Unter den Händen von Momboye, der vom rituellen Tanz ins Nationalballett seiner Heimat kam, sich in New York an der Schule von Alvin Ailey weiterbildete und schließlich eine eigene Kompanie in Paris gründete, dürfte sich dieser Triumphzug fortsetzen, wenn man die Premiere des neuen Programms im Theater am Potsdamer Platz zum Maßstab nimmt.

Diagonal zu beiden Seiten der Bühne sind die Musiker platziert und geben mit ihren vibrierenden Rhythmen die Grundspannung des Abends vor. Im Zentrum zieht als beispielloser Wirbel aus Fröhlichkeit und Fantasie ein Fest des Tanzes und der Artistik vorüber. Gut 70 junge Mitwirkende aus zehn Ländern des großen Kontinents feiern mit ihrer Kunst, was nach Momboyes Worten den Politikern bislang nicht gelungen ist: eine afrikanische Union. Hakuna Matata aus Tansania imponiert mit gewaltigen Menschenpyramiden und gewagter Stangenartistik. Ihr Landsmann, der Kontorsionist Khatib Juma, weiß sich verblüffend gelenkig zu verknoten und durchzubiegen. Äthiopien steuert Hand-auf-Hand-Akrobatik dreier Mädchen bei, das Duo Happy mit seinen wahnwitzig flinken Ikarischen Spielen, eine handgeschwinde Jonglerie mit Bällen und The Flying Ethiopians mit rasanter Arbeit auf dem Schleuderbrett.

Ruhepunkte inmitten des prall turbulenten Geschehens setzen Solodarbietungen, so Yusuphu Fukos riskante Stuhlbalancen in lichter Höhe und, geradezu meditativ, Andreis Jacobs Rigolo als Gast aus den USA, der Stöcke und Stäbe schwebend zu einem Gewirr verschränkt. Fulminanz bringen die American SlamDunkers mit einer Basketball-Akrobatik ein – auch dieses Quintett hat afrikanische Wurzeln. Feurigen Break- und Streetdance sowie Gumboot Dance, Protesttanz in Gummistiefeln, hat Südafrika entsandt. Und Tanoura aus Ägypten überwältigt mit einem Tanz der Derwische, wie man sie von den türkischen Sufis kennt, hier mit einem Kostüm, das beim fortwährenden Drehtanz bunt illuminiert ist.

Was den europäischen Zuschauer bestens unterhält, ist für die jungen Künstler Lebensgrundlage: Ihre Honorare unterstützen die Familien daheim. „Afrika! Afrika!“ zeigt die Kreativität eines Kontinents im Aufbruch, so man ihn lässt. Dafür den Goldenen Clown, Monacos Zirkus-Oscar, ehrenhalber!

 

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