Peter Martins tritt zurück

Der langjährige Leiter des New York City Ballets verlässt im Zuge der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs die Kompanie

In einem Schreiben und circa vier Wochen nach den ersten Vorwürfen zu körperlicher und verbaler sexueller Belästigung gibt der Leiter des New York City Ballets und der School of American Ballet seine Posten auf.

New York City, 02/01/2018

Anfang Dezember wurde auch die Ballettwelt zum Schauplatz der #metoo-Debatte. Mit Peter Martins steht nicht nur ein langjähriger Ballettdirektor, sondern auch eine der weltbekanntesten Kompanien, das New York City Ballet, im Rampenlicht. Nun hat Peter Martins, dem verbale und körperliche sexuelle Belästigung sowie gewalttätiges Verhalten gegenüber TänzerInnen der Kompanie und der Schule vorgeworfen wird, nach einer mehrwöchigen Freistellung seinen Rücktritt bekannt gegeben. In einem Schreiben an die derzeitige Leitung der Kompanie und Vorstandschef Charles W. Scharf erklärte er seinen sofortigen Rückzug von der Spitze des New York City Ballets und der School of American Ballet, wies die an ihn gerichteten Vorwürfe jedoch erneut zurück.

Charles W. Scharf dankte Peter Martins für seine künstlerischer Arbeit der letzten Jahrzehnte, betonte aber, dass die durch Anwälte geleitete Kommission zur Aufklärung der Vorwürfe ihre Arbeit fortsetzen werde.

Ein anonymer Brief, der an die School of American Ballet adressiert war, formulierte erstmals öffentlich schwere Vorwürfe gegen den seit dreißig Jahren an der Spitze der Kompanie stehenden Tänzer, Choreografen und Ballettmanager. Mittlerweile beschuldigen ihn über zwanzig Tänzerinnen und Tänzer der verbalen und körperlichen Belästigung. Es werden jedoch auch andere Stimmen laut, die Martins als guten Ballettchef beschreiben.

Derzeit wird die Kompanie übergangsweise von einem Team aus Justin Peck, Rebecca Krohn, Jonathan Stafford und Craig Hall geleitet. Laut Scharf werde jedoch zeitnah eine Kommission zur Findung eines neuen Ballettdirektors eingesetzt. Laut einem Bericht der New York Times werden momentan Namen wie Justin Peck, Benjamin Millepied und Wendy Whelan gehandelt.

Wie die Untersuchungen zu Peter Martins verlaufen, bleibt abzuwarten. Mit diesen persönlichen Vorwürfen taucht aber auch, und das ist vielleicht ein genereller Gewinn der Debatte, grundsätzliche Kritik an der in vielen Kontexten noch immer sehr patriarchalisch strukturierten Hierarchie in der Ballettwelt, die Machtmissbrauch gerade auch in sexueller Hinsicht möglich mache, auf. Dass diese Debatte weitergeht, wäre zu wünschen.

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