Kreative Allianzen für eine demokratische Öffentlichkeit

Tanz- und Theaterschaffende diskutierten in Dresden kulturpolitische Strategien

Die Teilnehmer*innen bekräftigten die Bedeutung einer Kulturpolitik, die sich als Gesellschaftspolitik begreift und das Ziel verfolgt, demokratische Auseinandersetzung zu stärken und Partizipation zu ermöglichen.

Dresden, 20/09/2017

Am Samstag, 16.9. ging der dreitägige Fachtag Darstellende Künste zu Ende, der rund 70 Tanz- und Theaterschaffende aus ganz Deutschland mit Dresdner Künstler*innen und Vertreter*innen der Kulturverwaltung und Kulturpolitik zusammenbrachte.

Initiiert vom Verein Villa Wigman für TANZ und konzipiert in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland und dem Bundesverband Freie Darstellende Künste wurde der Fachtag vom 14. bis 16. September in HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden ausgerichtet.

Die Teilnehmer*innen bekräftigten die Bedeutung einer Kulturpolitik, die sich als Gesellschaftspolitik begreift und das Ziel verfolgt, demokratische Auseinandersetzung zu stärken und Partizipation zu ermöglichen.

Die Darstellenden Künste – die Tanz- und Theaterhäuser wie auch die Freie Szene – bilden einen Kern der kritischen Bürgerschaft, welche die Entwicklung einer demokratischen Öffentlichkeit ganz wesentlich mitgestalten. Wie wichtig dabei auch eine starke Freie Szene als kritische Stimme, künstlerischer Stachel wäre, wurde in Dresden einmal mehr deutlich. Dresden – von außen noch immer als die Stadt der Pegida wahrgenommen – muss seine Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 auch als Aufgabe zur Entwicklung einer vielfältigen, kritischen Kunstszene begreifen.

Künstlerische Qualität und professionelles Arbeiten erfordern angemessene Fördermittel und zeitgemäße Produktionsstrukturen. In der Debatte zeigte sich, dass nach wie vor nur geringe Fördersummen für die freien Darstellenden Künste zur Verfügung stehen. In vielen Kommunen beträgt die Einzelförderung nur einige Tausende Euro. Die Ergänzung durch Landesmittel gelingt nur wenigen. Ohne ergänzende Förderung durch die Ländermittel sind nur kleinste Produktionen möglich. Honoraruntergrenzen sind kaum einzuhalten. Der Eigenanteil für Förderprogramme des Bundes fehlt zumeist.

Ausgehend von dieser Bestandsaufnahme diskutierten die Teilnehmer*innen des Fachtags die Arbeitsschritte zur Veränderung dieser prekären Situation. Erfolgreiche Entwicklungen aus Basel, Bremen, Frankfurt am Main und Freiburg bestätigten die Bedeutung eines langfristigen Dialogs aller Akteure. Freie Künstler*innen, Spielstätten und Produktionshäuser dürfen sich nicht als Konkurrenten, sondern müssen sich als Partner nicht nur in künstlerischen, sondern auch in kulturpolitischen Strategien begreifen. Ihnen wiederum stehen – so das Ziel – Kulturverwaltungen nicht als Kontrahenten, sondern gleichfalls als Partner gegenüber. Denn es gilt, den Beitrag der Kultur für die Entwicklung der Stadtgesellschaft in allen Politikfeldern deutlich zu machen.

Hierfür, darüber waren sich die Teilnehmer*innen einig, braucht es klare Argumente, überzeugende Konzepte, einen langen Atem und starke Allianzen.

Beispielhaft für diesen Prozess ist die Unterstützung, welche der Villa Wigman für TANZ e.V. für sein Vorhaben erhält, die ehemalige Wohn- und Wirkungsstätte von Mary Wigman als Produktionsort für die zeitgenössische Kunst zu entwickeln. Die Villa Wigman soll Teil eines kreativen, künstlerisch und kulturpolitisch starken Netzwerks der Darstellenden Künste werden, Identifikationsort für Tanz- und Theaterschaffende, offen für interdisziplinäre Kooperationen in der städtischen Kulturlandschaft und international vernetzt.

Der Fachtag Darstellende Künste war Teil des Projekts „Bautzner Str. 107, Past Present Future“ des Villa Wigman für TANZ e.V., gefördert von TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sowie der Landeshauptstadt Dresden – Amt für Kultur und Denkmalschutz, in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland und dem Bundesverband Freie Darstellende Künste.

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