„Soil Girl“ von Kristin Ryg Helgebostad

„Soil Girl“ von Kristin Ryg Helgebostad

Sturmhöhe

„Soil Girl“ beim Festival Impulstanz

Die drei jungen Performerinnen Berstad, Helgebostad und Wigdel suchen den Untergrund zu erkunden. Mit Verweis auf das gleichnamige Gedicht Maria Tryti Vennerøds widmen sie sich der Seelengestalt des Erdmädchens.

Wien, 09/08/2016

Die drei jungen Performerinnen Berstad, Helgebostad und Wigdel suchen den Untergrund, das Erdreich mit ihrer Performance „Soil Girl“ zu erkunden. Mit Verweis auf das gleichnamige Gedicht der Theaterautorin Maria Tryti Vennerød und dessen animalischen Protagonisten, widmen sie sich einer oftmals von Humor gestützten Annahme der anthropomorphistischen Seelengestalt des Erdmädchens. Aus dem Dunkel tauchen sie auf, die Haare lang und offen, im Tomboy-Aufzug mit Baggy-Jeans und das Gebiss mithilfe eines dentalen Wangenhalters freigelegt. Die weibliche Erscheinung wirkt so äußerst befremdlich, sie wird zur verstörenden Fratze, zur bedrohlichen Todesnähe. Dann wird das Dunkel ausgeleuchtet, sich im Sturm von Ventilatoren gewunden und mit Mühe über den Boden geschleppt und gerangelt. Gebündelt erscheint alles, was man sich aus dem Bestand skandinavischer Schauermärchen wünschen kann: Die undurchdringliche Nacht, aus der die verkrümmten Schattengestalten gespensterhaft hervortreten und alles sich an der Schwelle zur Mystik befindet. Gratwanderungen, in denen Moor und Sumpflandschaften beschwört werden.

Doch eben gerade die Fratze bedarf genauso ihres Narrativs und so scheinen sich leider nach der ersten drolligen und hemdsärmeligen Viertelstunde die Bilder zu erschöpfen. Man kann die drei Erdgeschöpfe auf der Bühne zwar weiter bei ihrem nativen Körperempfinden verfolgen, doch hier wird nicht erzählt, nicht analysiert und keine der Konstellationen zu einer Befragung genutzt. Keine Steigerung, kein Wendepunkt. Der einzige Bruch verbleibt in der ausnehmend ungezwungenen Darstellung des Grotesken. Die drei trollen sich weiterhin umeinander und um die vereinzelten Lichtquellen, um sich dann wieder im Kreischen und Röcheln über den Boden zu wälzen und einander verspielt anzustoßen. Interessant wäre es indessen geworden, wäre ein erdbezogenes Sozialverhalten beleuchtet worden oder ein narrativer Untergrund zu Händen gekommen. So freut man sich die ersten Minuten über diese Erscheinungen ganz anderer Art und auch der Soundtrack bereitet Vergnügen, bis dann die Überraschung verflogen ist und man sich gerne einer tiefgreifenderen Auseinandersetzung zugewendet hätte.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern