„Internationale Ballettgala XXIII“. Tanz: Anna Tsygankova und Jozef Varga

„Internationale Ballettgala XXIII“. Tanz: Anna Tsygankova und Jozef Varga

Internationale Ballettgala XXIII

Dortmunds Ballettchef lädt zum Ende der Spielzeit Gäste aus aller Welt

Neoklassik und Moderne konnten der klassischen Virtuosität, in Perfektion geboten, nicht das Wasser reichen.

Dortmund, 27/06/2016

Jede Ballettgala lockt die glühendsten ‚Ballettomanen’ an. Denn endlich einmal hat man Gelegenheit, die größten Virtuosen einander in den populärsten Bravournummern übertrumpfen zu sehen. Das gilt heute nur mehr bedingt. In Dortmund trägt Xin Peng Wang mit der Reihe seiner Galas zu Beginn und Ende jeder Saison der Vielfalt heutiger Tanzstile und Techniken Rechnung. Das garantiert allemal ein außergewöhnliches, spannungsreiches Programm und Erlebnis. Dabei scheut sich der Gastgeber durchaus nicht, das eigene Repertoire und Ensemble werbend ins Rampenlicht zu rücken - warum auch nicht? Diesmal: zwei Pas de deux aus Wangs „Zauberberg“ und „Faust“, dazu drei unterhaltsame Nummern aus dem Programm des NRW-Junior-Balletts, das ebenfalls in Dortmund residiert und mit dem Ballett Dortmund agiert.

Auch lädt Wang Gäste ein, die keinen so legendären Namen tragen wie Kirow, Bolshoi oder Royal Ballet - zum Beispiel das Miami City Ballet, das sich u. a. mit einem fast rührenden Versuch an Balanchines „Allegro Brillante“ vorstellte.

Insgesamt dominierte im über dreistündigen Programm der 23. Gala die Neoklassik, die Wang mit seinem Ensemble pflegt. Glänzende Kostproben lieferten die Stars vom Ballet de l'Opéra de Paris, die zarte Dorothée Gilbert und der elegante Hugo Marchard, mit Pas de deux aus MacMillans „Manon“ und Nurejews „Romeo und Julia“. Anna Tsygankova und Jozef Varga von Het Nationale Ballet (Amsterdam) prunkten mit rassiger Geschmeidigkeit in Christopher Wheeldons Ravel-„Duet“ und Ted Brandsens „Carmen Suite Adagio“. Emilie Nguyen und Michael Tucker von der Dresden Frankfurt Dance Company, wie sich der Nachfolger der Forsythe Company ja nun recht sperrig nennt, tanzten, ergänzt von den Dortmunder Kollegen, Teile aus Jacopo Godanis Produktion „The Primate Trilogy“.

Und doch: Neoklassik und Moderne konnten der klassischen Virtuosität, in Perfektion geboten, nicht das Wasser reichen. Melissa Hamilton vom Royal Ballet London - zurzeit für ein Jahr Gast beim Ballett der Semperoper Dresden - und Istvan Simon tanzten den Pas de deux Giselle - Albrecht aus dem zweiten Akt in der Petipa-Choreografie und historischen Kostümen überirdisch schön, bravourös federleicht schwebend und herzergreifend. Da war er plötzlich: der Hauch des einstigen Gala-Glanzes!
 

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