Mehr Geld für die Tanzförderung

Bund gibt 740 Mio. Euro für Kultur – starke Zeichen auch für den Tanz

Bund fördert u.a. neues Bündnis von sieben internationalen Produktionshäusern für zeitgenössische darstellende Kunst in Deutschland mit 12 Mio. Euro.

Berlin, 16/11/2015

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Sitzung vom 12.11.2015 außerordentlich hohe Mittel für die Kultur freigegeben. „Insgesamt haben die Haushälter für die kommenden Jahre zusätzlich über 740 Millionen Euro beschlossen. Allein im nächsten Jahr profitiert Kultur in Deutschland von zusätzlichen 119 Millionen Euro. Gegenüber dem Entwurf der Bundesregierung für das Jahr 2016 steigt der Etat für Kultur und Medien im parlamentarischen Verfahren um 9,2 % und beläuft sich nun auf ca. 1,41 Milliarden Euro.“ (Pressemitteilung des Berichterstatters Kultur im Haushaltsausschuss Rüdiger Kruse MdB)

Neben dem Denkmalschutz sowie Investitions- und Sanierungsprogrammen für Kulturbauten rangiert auch der Tanz im Besonderen und im Kontext der Darstellenden Künste weit oben auf der Liste der geförderten Vorhaben.

Bis zum Jahr 2022 stellt der Bund 28,2 Mio. Euro für die Startphase des Internationalen Tanzzentrums Pina Bausch zur Verfügung. Auch die Pina Bausch Stiftung wird – insbesondere für ihre Archivarbeit – gefördert

Ein mehrjähriges Netzwerkprojekt internationaler Produktionshäuser – darunter tanzhaus nrw, PACT Zollverein, Kampnagel, Künstlerhaus Mousounturm, Hellerau und Hebbel-am-Ufer – wird mit 12 Mio. Euro gefördert.

Und schließlich bekennen sich die Haushaltspolitiker bereits im vierten Jahr zur Initiative Tanz – der Förderung von Koproduktionen und Internationalen Gastspielen. Für diese Initiative, welche der Dachverband Tanz gemeinsam mit dem Nationalen Performance Netz und diehl+ritter auf den Weg gebracht hat, stehen erneut bis zu 950.000 Euro bereit. Die internationale Gastspielförderung und die Koproduktionsförderung werden durch das Nationale Performance Netz realisiert.

Insgesamt starke Signale – auch für das Tanzjahr Deutschland 2016. Der Dachverband Tanz Deutschland (DTD) arbeitet seit 2006 als bundesweite Plattform des künstlerischen Tanzes in Deutschland. Gegründet aus dem Bewusstsein der Akteure, dass der Tanz in der politischen Landschaft der Bundesrepublik mit einer Stimme sprechen muss, arbeitet der Dachverband Tanz heute als Verbund der herausragenden Verbände und Institutionen für den Tanz. Der DTD wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Bund fördert neues Bündnis von sieben internationalen Produktionshäusern für zeitgenössische darstellende Kunst in Deutschland mit 12 Mio. Euro.

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat eine Finanzierung zur Förderung eines neuen Verbundprojekts von sieben internationalen Produktionshäusern für zeitgenössische darstellende Kunst in Deutschland bereitgestellt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters fördert das Projekt in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 12 Mio. Euro. Der Verbund besteht aus dem Forum Freies Theater (Düsseldorf), dem HAU Hebbel am Ufer (Berlin), HELLERAU –Europäisches Zentrum der Künste Dresden, Kampnagel Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, PACT Zollverein (Essen) und dem tanzhaus nrw (Düsseldorf) und vereint damit die bedeutendsten und größten Produktionszentren der freien Tanz-, Theater- und Performance-Szene in Deutschland.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sind die Häuser im geplanten Projekt zu wichtigen und weltweit bekannten Institutionen, Protagonisten und Austragungsorten des internationalen Kulturaustauschs im Bereich der darstellenden Künste geworden, in dem sie zukunftsrelevante lokale und globale Fragestellungen in unterschiedlichsten, interdisziplinären und diversifizierten Kooperationsnetzwerken modellhaft miteinander zu verknüpfen und zwischen künstlerischen und sozialen Praktiken zu übertragen verstanden.

Das Verbundprojekt der sieben Produktionshäuser zielt nunmehr ab auf die bundesweite Bündelung, Sicht- und Nutzbarmachung solcher jeweils ortsspezifisch entwickelter Ressourcen und Kompetenzen. Im Zentrum stehen die Ermöglichung, Vertiefung und Vernetzung verschiedener künstlerischer Positionen, Prozesse, Formate, Räume und Forschungsvorhaben.

Dabei werden spartenübergreifende, kollektive, partizipatorische und experimentelle Arbeitsweisen eine zentrale Rolle spielen, mit denen eine ästhetische Erprobung von Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Themenfeldern und Konflikten unseres politischen, sozialen und individuellen Umfelds möglich wird. Die Produktionshäuser verstehen sich in diesem Sinne auch als Laboratorien der Zivilgesellschaft, in denen unterschiedliche Szenarien des Zusammenlebens und des Wandels durchgespielt werden können. Im Rahmen des Verbundprojekts werden die einzelnen Produktionszentren Recherche- und Werkaufträge vergeben, Künstler- und Expertenresidenzen ermöglichen, für die regionale wie internationale Kontextualisierung der Arbeitsprozesse und Produktionen sorgen und dabei wissenschaftliche Institutionen, soziale Initiativen und interkulturelle Ansätze einbinden.

Verschiedene öffentliche künstlerische Formate sollen erarbeitet, inszeniert, auf- oder durchgeführt und zwischen den Partnern ausgetauscht werden. Diese Praxis erlaubt auch eine nachhaltigere und substantiellere, länderübergreifende Zusammenarbeit freier Künstler und ihrer Produktionen mit und zwischen den beteiligten Häusern. Vor Ort entstehen unter Beteiligung lokaler, regionaler und städteübergreifender Netzwerke Dialoge, Erwiderungen, Entgegnungen, die durch Symposien, Konferenzen, Begegnungen von Künstlern und Publikum, Publikationen und Kataloge, Online-Archive und Webplattformen nachbearbeitet und reflektiert werden.

Mit dem Verbundprojekt entsteht ein agiles und ausdifferenziertes Kompetenznetzwerk für die Produktion, Präsentation und Übertragung herausragender zeitgenössischer darstellender Kunst und ihrer Kontexte. Die spezifischen Ressourcen der einzelnen Orte und künstlerischen Praktiken können so mit größtmöglicher Diversität gebündelt und bundesweit wie international sichtbar gemacht werden. Damit wird der Verbund einen wesentlichen Beitrag zur Wahrnehmung und Wertschätzung der darstellenden Kunstformen und ihrer Wirkungen in aktuelle gesellschaftliche Realitäten leisten. Die vorgesehene Förderung durch den Bund dokumentiert auch, dass in den letzten drei Jahrzehnten neben den deutschen Stadt- und Staatstheatern andere Organisationsmodelle und Institutionen für neue Produktionsweisen, künstlerische, inhaltliche und ästhetische Ansätze und urbane Interventionen in den darstellenden Künsten entstanden sind, die weit über ihre regionalen Zusammenhänge hinaus Bedeutung erlangt haben. Wir hoffen, dass diese Förderung andere Kommunen und Länder dazu ermutigt, Initiativen für ähnliche Zentren zu unterstützen. So die sieben künstlerischen Leiterinnen und Leiter der Produktionshäuser: Stefan Hilterhaus (PACT Zollverein), Annemie Vanackere (HAU Hebbel am Ufer), Kathrin Tiedemann (Forum Freies Theater), Dieter Jaenicke (HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste), Amelie Deuflhard (Kampnagel), Matthias Pees (Künstlerhaus Mousonturm) und Bettina Masuch (tanzhaus nrw).
 

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