„Descent“ von Thomas Noone, Ensemble TanzTheaterMünster

„Descent“ von Thomas Noone, Ensemble TanzTheaterMünster

3. Tanzgala zu Gunsten der AidsHilfe Münster

Talente begeisterten in Meisterchoreografien

Elf Auftritte sorgten für Kurzweil und zwei Moderatoren für launige Ankündigungen und Entreactes.

Münster, 15/06/2015

Die Benefiz Tanzgala, die Hans Henning Paar jetzt zum dritten Mal zugunsten der AidsHilfe Münster e. V. Organisierte, hat sich zu einem Kultur- und Gesellschaftsereignis der etwas anderen Art in der eher behäbigen westfälischen Beamtenstadt entwickelt. Wochenlang vorher ist sie ausverkauft. Jeder will dabei sein, wenn der zeitgenössische Tanz auf der Bühne von Deutschlands architektonisch berühmtestem Stadttheater der Nachkriegszeit seine vielfältigen Facetten aufblitzen lässt. Der Vorsitzende der AidsHilfe Münster e.V., Markus Giesbers, kurbelte die gay-aufgeheizte Hochstimmung auf sachliches Niveau herunter mit seinem Report über die vorjährige Verwendung des Erlöses zur Gestaltung des barrierefreien Zugangs der Beratungsstelle. Diesmal sollen die aus dem Ticketverkauf gewonnenen Gelder in die Jugendprävention fließen; denn „trotz Internet und weiterer vielfältiger Informationsmöglichkeiten herrscht nach wie vor hoher Informationsbedarf“, mahnte er in seinem Grußwort. An Sponsoren und ehrenamtlichen Mitarbeitern hat‛s für diese Veranstaltung keine Not. Auch Oberbürgermeister Markus Lewe stand von Anfang an als Schirmherr zur Verfügung. Er ließ sich diesmal sogar im Parkett blicken und wohlwollend auf die Schippe nehmen. In wenigen Wochen ist Bürgermeister-Wahl…

Elf Auftritte sorgten für Kurzweil und zwei Moderatoren aus dem Schauspielensemble – Regine Andratschke und Christoph Rinke – für launige Ankündigungen und Entreactes. Aus der NRW-Nachbarschaft kamen diesmal die Kompanien von Robert North aus Krefeld-Mönchengladbach (mit Karine Andrei-Sutter, Alessandro Borghesani und Begleitung als „Fliegendes Liebespaar“) und Ben Van Cauwenberghs Aalto Ballett (mit Ausschnitten seiner Piaf-Choreografie „La vie en rose“). Dabei punkteten die Essener Solisten Viacheslav Tyutyukin mit seinen spektakulären Salti und die zauberhafte Yanelis Rodriguez Ferrer mit mühelosen Pirouetten und Fouettés. Gauthier Dance sorgte einmal mehr mit zwei Beiträgen für Überraschungsmomente, was Choreografen sich heute so einfallen lassen: zum Beispiel ein Paar (Sandra Bourdais und David Rodriguez) als „Floating Flowers“ von Po-Cheng Tsai übereinander gestapelt und drei fast nackte Tänzer (Florian Lochner, Luke Prunty und Juliano Nunes) in Alejandro Cerrudos „Pacopepepluto“, das als respektlose und dennoch atemberaubend virtuose Variation auf Hans van Manens „Solo“ für drei Solisten kommt.

Der holländische Meister selbst war auf der Bühne vertreten durch Introdans mit dem Pas de deux auf Mozarts (nicht Beethovens!) „Adagio“, sehr ehrfurchtsvoll akkurat getanzt von Yulanne de Groot und Pascal Schut, der später noch Thierry Malandains zweifelhafte Version von „L‛après-midi d‛un faune“ tanzte, in der er sich schließlich selbst „entsorgen“ muss. Ein Bravo für den Tänzer und den selbstkritischen Choreografen!

Als Freund kam der ehemalige Paar-Tänzer Raffaele Irace zurück mit einem Duett für zwei Tänzerinnen seiner Turiner Kompanie „the very secret dance society“. Vittoria Carpegna und Veronica Morello tanzten, wie eineiige Zwillinge gestylt, zwischen Nebelschwaden Beziehungsmuster zweier Menschen – eine reichlich epigonale Contact Improvisation.

Ein Wiedersehen mit Oleg Klymyuk vom Semperoper Ballett gab es beim ästhetischen Höhepunkt des Abends – wie im vorigen Jahr in einer Kostprobe von William Forsythes einzigartiger Kunst, diesmal deutlich überstrahlt von der stupenden Technik und Eleganz Elena Vostrotinas in einem Pas de deux aus „Bach“ auf einen Satz aus eben derselben Partita für Solovioline, die van Manen für sein „Solo“ verwendete.

Hans Henning Paar ließ sein TanzTheaterMünster in einer Gruppenszene aus „Descent“, der „Orpheus und Eurydike“-Choreografie von Thomas Noone, tanzen und zum Abschluss der Gala in der Uraufführung seiner anrührenden Bach-“Passacaglia“ auf den Choral „Aus tiefer Not schrei‛ ich zu dir“ zum Andenken an seine vor genau einem Jahr verstorbene Mutter.

www.theater-muenster.com

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern