Magdeburger Tanzfest: „Terbium“

Magdeburger Tanzfest: „Terbium“

Tanzgeschichten

Das Magdeburger Ballett lud für vier Tage zum Tanzfest ein.

Gemeinsam mit Gästen aus Italien zeigte die Kompanie die vielfältigen Ausdrucksformen des Tanzes. Die 22 Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Magdeburg beeindruckten einmal mehr mit ihrem tänzerischen Können.

Magdeburg, 26/05/2015

Die Tänzerinnen und Tänzer gestalteten gemeinsam mit jungen Künstlern aus Italien nicht nur eine mitreißende Ballettgala. Sie präsentierten sich in Aufführungen des Musicals „Crazy for you“ und in Gonzalo Galgueras Inszenierung „Dornröschen“ von ganz unterschiedlichen Seiten. In Tanzbegegnungen 5 überraschten die drei Tänzer Andreas Loos, Adam Reist und Raul Pita Caballero mit eigenen Choreografien, die sie ausschließlich mit den männlichen Tänzern der Kompanie zum ersten Mal kreierten. Zu erleben war in der intimen Atmosphäre des Studios im Schauspielhaus aktionsreiche und emotional berührende tänzerische Performance. Trotz der unterschiedlichen Choreografien, die mit facettenreichen stilistischen Mitteln die Körper der Tänzer in zum Teil atemberaubenden Konstellationen von Armen, Beinen, Oberkörpern als Soli und in Verquerungen, Verdrehungen und Verschmelzungen paarweise sich ineinander und wieder trennender Körper in Szene setzen, bleibt als inhaltliche Klammer die Auseinandersetzung von Individuum und Gesellschaft mit ihren Verhaltensmustern und Klischees von Männlichkeit und stereotypen Formen des Lebens in einer automatisierten Gesellschaft.

In der Choreografie „Ton: Flamme: Asche“ thematisierte der aus Canada stammende Adam Reist in ungemein expressiven, mit Perfektion in den symmetrischen Positionen und dem Nebeneinander von Solo und paarweise arrangierten Bewegungen die treibende Kraft des Lebens zwischen Gut und Böse, die Zusammenhänge von Physischem und Spirituellem. Dabei ist die Musik von Dead Can Dance und der Elektrosound des Cellisten Matthias Marggraf für die Choreografie, insbesondere für die Tempi-Wechsel, von besonderer Inspiration.

In der von dem kubanischen Tänzer Raul Pita Caballero vorgestellten Choreografie „Terbium“ tanzen Adam Reist und Andreas Loss gemeinsam mit Elio Clavel, Pavel Kuszmin, Adrian Romàn Ventura und Daniel Ojeda zu Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Die von ihm ausgewählte gefühlvolle Musik unterstützt das Thema der Männlichkeit, das wie ein „Korsett“ jegliche Gefühle aus dem Handeln des Mannes verbannt. In wirkungsvollen Bildern gelingt es dem jungen Choreografen diese Fassaden aufzubrechen. Aus uniformierten „Männern im Rock“ schälen sich nach und nach die wahren, gefühlvollen Individualisten heraus, die auch fähig zu Beziehungen sind.

Andreas Loss hat sich zu seiner Choreografie „Life & Interaction“ von Musik der Gruppe Daft Punk zu dem Film „Tron Legacy“ inspirieren lassen. Der Titel seiner Performance ist Programm: Freiheit und Leben, Kooperation und Zusammenarbeit. Vor dem Hintergrund einer futuristisch anmutenden Großstadtkulisse stellt er die Vereinsamung der Großstadtmenschen dar. Er zeigt als tänzerischen Dialog, wie diese Menschen auf einen Außenseiter, einen Eindringling reagieren, sich ändern, zu einem neuen Leben finden. Andreas Loos hat für jeden einzelnen Tänzer faszinierende Bewegungsformen, Sprünge, Drehungen im rasanten Wechsel als Solo- und Gruppenarrangement choreografiert. Vor allem Daniel Smith als Eindringling in diese stereotype Welt, als Katalysator, beeindruckt.

Jede Choreografie der drei jungen ambitionierten Tänzer dauerte nicht länger als zwanzig Minuten. Den Choreografen ist es auf ganz unterschiedliche Art gelungen, mit den vielfältigen stilistischen Mitteln des Tanzes Geschichten zu erzählen. Ihre Choreografien waren mehr als nur Talentproben. Der enthusiastische Beifall des Publikums ließ daran keinen Zweifel.

 

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