Eröffnung des „tanzmainz“-Festivals mit der Vertigo Dance Company

Eröffnung des „tanzmainz“-Festivals mit der Vertigo Dance Company

Melancholisches Geburtstagsfest

Eröffnung des „tanzmainz“-Festivals: Vertigo Dance Company blickt 20 Jahre zurück

Ein „Best of“ aus unterschiedlichsten Choreografien kann im schlechtesten Fall ein peinliches Potpourri werden, im besten Fall eine ganz eigene, neue Qualität kreieren. Noa Wertheims Geburtstagsstück „Vertigo 20“ ist so ein Glücksfall.

Mainz, 16/03/2015

Ein „Best of“ aus unterschiedlichsten Choreografien kann im schlechtesten Fall ein peinliches Potpourri werden, im besten Fall eine ganz eigene, neue Qualität kreieren. Noa Wertheims Geburtstagsstück „Vertigo 20“ ist so ein Glücksfall. Die israelische Choreografin und Gründerin der Vertigo Dance Company lässt in einem magischen grauen Raum – umrandet von Wänden, deren kleine Vorsprünge zum Sitzen einladen – Reales und Surreales aufeinanderprallen. Kleine Szenen spielen mit großen Emotionen, kippen vom Privaten ins Öffentliche, vom Anekdotischen in immer wiederkehrende Rituale.

Vertigo ist der medizinische Begriff für Schwindel, und mit einem schwindelerregenden Duo zusammen mit ihrem Tanz- und Lebenspartner Adi Scha‘al hat Noa Wertheim vor 20 Jahren so viel Furore gemacht, dass der Schwung für eine Company-Gründung reichte. Ungezügelte Bewegungsfreude und Leben in einer durchaus geregelten Gemeinschaft sind für die Choreografin die Kehrseiten derselben Münze – sie lebt in einem großen Familienverband, wo Selbstversorgung und Nachhaltigkeit eine prägende Rolle spielen.

Fast wie vom Volksfest-Leierkasten klingt die Musik des Hauskomponisten von Vertigo Dance, Ran Bagno, eine Beschwörung des Lebens-Reigens mit melancholischem Unterton. So individuell sie sich auch zu präsentieren wissen - blitzschnell können die elf TänzerInnen der Company sich zu einer festgefügten Gruppe zusammenschließen. Und so geht’s: Im Kreis aufgestellt, zwei kleine Schrittchen vorwärts und einer zurück, bis zum magischen Augenblick, in dem die Nähe ganz genau stimmt. Da fahren die Arme wie auf Kommando seitlich aus, verschränken sich miteinander und aus der tanzenden Gruppe wird eine verschworene Gemeinschaft.

Wenn das nicht Mut macht! Und perfekt zum Anlass passt - nämlich der Eröffnung des „tanzmainz“-Festivals. Der neue künstlerische Leiter von „tanzmainz“, Honne Dohrmann, hat schon erfolgreich damit angefangen, ordentlich frischen Wind in die zuvor unter Pascal Touzeau dahindümpelnde Sparte zu blasen. Ein neuntägiges Festival freilich konnte er auch nicht allein aus dem Boden stampfen, dazu brauchte es öffentliche Geldgeber und private Sponsoren. Aber die Begeisterung für Tanz – einst von Martin Schläpfer in die Stadt getragen – ist wieder voll aufgeflammt. Das Publikum der Eröffnungsvorstellung im ausverkauften Großen Haus machte aus seiner Begeisterung keinen Hehl.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern