Philippe Decouflés „Contact“ im Pfalzbau Ludwigshafen

Philippe Decouflés „Contact“ im Pfalzbau Ludwigshafen

Im Varieté-Wunderland

Philippe Decouflés „Contact“ als deutsche Erstaufführung in Ludwigshafen

Von fast allem ein bisschen was steckt in seiner neuen Produktion. Es ist eine Bühnenshow über eine Bühnenshow, also ein Stück, in dem nicht das Ergebnis, sondern der künstlerische Prozess im Mittelpunkt steht.

Ludwigshafen, 17/02/2015

Den Franzosen Philippe Decouflé als Tausendsassa zu bezeichnen, wäre eine Verharmlosung. Er wechselt die künstlerischen Genres wie andere Kleidung: Tanz, Choreografie, Video, Film, Zirkus, Varieté, Musical, Mode, Kabarett, Bildende Kunst, Umweltkritik… Er gestaltete die Eröffnungs- und Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Albertville, leitete das weltberühmte Pariser „Crazy Horse“ und kreierte ein Programm für den Cirque de Soleil. In seinen eigenen Kreationen bezog er sich gern auf phantastische Welten, zum Beispiel eine illustrierte Enzyklopädie voller fantastischer Tiere, imaginärer Pflanzen und lebender Gemüse.

Von fast allem ein bisschen was steckt in der neuen Produktion „Contact“, die als deutsche Erstaufführung im Pfalzbau zu sehen war. Es ist eine Bühnenshow über eine Bühnenshow, also ein Stück, in dem nicht das Ergebnis, sondern der künstlerische Prozess im Mittelpunkt steht – einschließlich der Hoffnungen und Träume, Liebenswürdigkeiten, Bosheiten und menschlicher Schwächen. Und was für ein verrücktes Figurenarsenal hat Decouflé da auf der Bühne versammelt – einen schusseligen Faust als alternden Beau, Jackenärmel und Hosenbeine gerade eben so viel zu kurz, um ihn sanft der Lächerlichkeit preiszugeben – so ähnlich funktionieren viele weitere der gefühlten 100 Kostüme, in die sich die 12 TänzerInnen ambitioniert stürzen.

Was kommt nicht alles in dieser Musikshow (Komposition: Pierre Le Bourgois) vor, die von zwei Musikern mit einer Vielzahl von Instrumenten mal schön, mal schräg, mal laut, mal (absichtlich) schaurig zusammengehalten wird: Zirkus und Oper, (Countertenor!), Varieté und Artistik, Spitzentanz und Zaubertrick, Magie und Akrobatik, Filmzitat und Kunstbeschwörung. Er zollt berühmten Choreografen-Kollegen Tribut: Die „West Side Story“ von Jerome Robbins oder der Harlem-Shake von Harry Rodrigues blitzen auf, selbst auf das „Triadische Ballett“ von Oskar Schlemmer wird angespielt. Immer wieder frieren die Darsteller in phantastisch absurden Tableaus ein. Zur somnambulen Atmosphäre tragen kunstfertige Filmzitate und ein Videoprogramm bei, das Live-Bilder wie im Kaleidoskop bearbeitet.

Und doch – vor lauter Anspielungen verflüchtigen sich die Themen an diesem Abend ins Ungewisse, die zahlreichen Zitate verdecken den roten Faden, die vielen Kunst-Stückchen ergeben am Ende ein eher beliebiges Mosaik. Lustig war's, an der Oberfläche unterhaltsam glitzernd, darunter seltsam leer.

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