„Study #3“ von William Forsythe

„Study #3“ von William Forsythe

Abschiedsgeschenk im Zwischenraum

Forsythes „Study #3“ feierte in Dresden Deutschlandpremiere

Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden bleibt nach monatelangem Gerangel feste Wirkungsstätte der Company. Trotzdem bleibt der Gedanke vom Anfang des Endes. In dieser Arbeit ganz besonders.

Dresden, 12/09/2014

Es ist nicht ganz einfach, Forsythes Arbeit von 2012 in dessen Repertoire einzuordnen. Weil sie so einfach ist. Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden bleibt nach monatelangem Gerangel feste Wirkungsstätte der Company. Trotzdem bleibt der Gedanke vom Anfang des Endes. In dieser Arbeit ganz besonders.

Die Bühne ist wie immer stark reduziert, aber selbst mit dem Licht wird nicht gespielt. Simple, einfarbige Stimmungen, die die weißen Wände des Saales sanft einfärben. Zu Beginn stürmt das Ensemble die Bühne, nimmt den Tanzboden in gewohnter Souveränität für sich ein, begleitet von Thom Willems' typischen elektronischen Loops, die hier fast wie rückwärts ablaufend klingen. David Kern steht mit Gitarre am Mikrofon, selbstversunken, und gibt das bekannte Gebrabbel von sich. Alles wie immer.

Was Forsythe hier vorlegt, sind Selbstzitate aus alten Arbeiten. Auch Willems greift mit seiner Musik in die eigene „Mottenkiste“. Da sind beispielsweise die typischen Klänge, die „The Loss of Small Detail“ so unverkennbar gemacht haben.

Und die Tänzer? Sie machen das, was sie immer machen. Sie tanzen. Mehr nicht. Es geht in dieser Arbeit um nichts. Es sind Puzzle-Teile, die lose aneinandergereiht, keine Dramaturgie ergeben. Trotzdem vermisst man keine Dramaturgie. Das Ganze ist wie ein Geschenk Forsythes an sich selbst. Und für seine Tänzer. Die einzelnen Szenen zeigen vor allem eins: die so gewohnte wie geschätzte Virtuosität der Tänzer. Sie zeigen einfach, was sie können. Da ist keine tiefe Reflexion mehr. Die Komplexität ist weg, was bleibt, sind die reinen Bewegungen. Es hat den Anschein, als tanzte jedes Ensemblemitglied ganz für sich. Trotzdem gerinnt das Stück nicht zur Nabelschau. Es ist eher wie ein Innehalten innerhalb des Schaffensprozesses von Forsythe, ganz ohne Ausrufungszeichen. Fast wie ein Loslassen.

Jone San Martin am Mikrofon wird irgendwann immer leiser. Nur noch zwei Tänzer sind auf der Bühne. Sie halten in ihren Bewegungen inne und wundern sich sichtbar darüber, dass unerwartet, ganz langsam, das Licht ausgeht.

Jetzt steht die nächste Etappe bevor. Nach Forsythes Abgang als künstlerischer Kopf der Company führt das langjährige Ensemblemitglied Christopher Roman noch für die Dauer dieser Spielzeit als stellvertretender künstlerischer Leiter die tänzerischen Geschicke, bis 2015/16 Jacobo Godani das Zepter übernimmt. Damit befindet sich die Company in einer Art Zwischenraum. Was danach kommt, ist noch nicht sichtbar.

Weitere Vorstellungen: 12.-14., 17.-20. September 2014

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