„House“ von Sharon Eyal

„House“ von Sharon Eyal

Verführerisches Universum

Sharon Eyal eröffnet Tanztheater international in Hannover

Israelische Kompanien bilden in diesem Jahr den Schwerpunkt des Festivals. Mit „House“ führt Eyal beunruhigende Schönheit aus dem Grenzbereich von Fetisch, Gothic und Science-Fiction vor.

Hannover, 06/09/2014

Israelische Kompanien bilden in diesem Jahr den Schwerpunkt des Festivals Tanztheater international in Hannover. Angesichts von Titeln wie „We love Arabs“ darf man sich da auch manches politische Statement erwarten. Doch zum Auftakt führte Sharon Eyal mit ihrer Gruppe LEV in schwarzem Lycra oder nachtfarbenen Trikots beunruhigende Schönheit aus dem Grenzbereich von Fetisch, Gothic und Science-Fiction vor. „House“, wie die beatlastige Techno-Variante, heißt ihr Stück, und wie Bewohner eines Gruselhauses tauchen die Tänzer aus dem Dunkel auf, bewegen sich in roboterhaft abgehackten, oft verlangsamten Bewegungen. Unisex gekleidet in enganliegende Trikots, wirken sie mal wie Oskar Schlemmers gesichtslose, zu geometrischen Formen abstrahierte Wesen einer technologisierten Zukunftsrasse, mal wie sexuell aufgeladene Lustobjekte.

Zuweilen bilden sie erotische Gruppenkonstellationen, stecken lustvoll die Zunge aus dickrot geschminkten Mündern oder zeigen ihre Hände mit den rot lackierten Fingernägeln in devoten Gesten vor. Auch klassische Figuren wie halbe Spitze und Entrechats werden in dieses so bizarre wie verführerische Universum integriert. Zwischen Posing und rhythmusgeschüttelter Ekstase werden sie Embleme einer Gesellschaft, die den Menschen im Technobeat auf Lust und Labour reduziert. Individuelle Gefühle oder das Ringen um soziale Lebensgemeinschaften, mithin Politik kommen darin nicht vor. Nicht mal mehr Konflikte kennt diese rhythmusgetriebene Gleichschaltung, keine Auflehnung, keinen Freiheitswunsch. Insofern eine sehr begrenzte, ästhetisierende Weltwahrnehmung. Aber sinnlich unterhaltend.
 

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