„Sing a Song“ von Hitomi Kuhara

„Sing a Song“ von Hitomi Kuhara

Energie im kleinen Raum

„Choreografische Werkstatt“ im Werkhaus des Mannheimer Nationaltheaters

„Empty Space“ war in diesem Jahr der gemeinsame Nenner der „Choreografischen Werkstatt“, in der traditionell Mitglieder des Ballettensembles erste eigene choreografische Erfahrungen sammeln können.

Mannheim, 29/07/2014

Eine leere, nur durch Licht, sparsam akzentuierte Ausstattung und Bewegungen im Raum definierte Bühne gehört zu den Grundpfeilern des „modernen“ Tanzes. Der Verzicht auf Bühnengestaltung, Requisiten, Bilder oder Videos stellt den leeren Raum ins Zentrum der künstlerischen Herausforderung: „Empty Space“ war in diesem Jahr der gemeinsame Nenner der „Choreografischen Werkstatt“, in der traditionell Mitglieder des Ballettensembles erste eigene choreografische Erfahrungen sammeln können.

Auch wenn es keine finanziellen Mittel für diese Veranstaltung gibt (und das Motto des Abends eben auch aus der Not eine Tugend macht) – Kevin O’Day nimmt die choreografischen Talente in seinem Ensemble ernst. So ernst, dass er schon mehrfach Stückaufträge an Tänzer vergeben hat, die auf dieser Plattform erstmals eigene Bewegungsexperimente gezeigt haben. Zum Beispiel an Luis Eduardo Sayago, der auch in diesem Jahr wieder einen lässigen, phantasievollen Beitrag geleistet hat: „A relaxing cup of café con leche“, also einen Moment der entspannten Konzentration aufs Hier und Jetzt für vier Tänzer. Ganz auf emotionale Assoziationen setzte Dávid Kristóf in seinem titellosen Duo für zwei Tänzer. Die größte formale Strenge erlegte Katherina Nakui ihrer Bewegungssprache im Pas de Deux „Two Ends“ auf. Wenn zwei dasselbe tanzen, ist es nie dasselbe – was Julia Headley in „One thought, two minds“ am Beispiel zweier Tänzerinnen demonstrierte. Musik kann die wichtigste Inspiration sein, um eine leere Bühne zu füllen – Hitomi Kuhara ließ sich in „Sing a Song“ von ihrer Lieblingsmusik förmlich mitreißen. Für Maria Eugenia Fernández waren es die Zeilen eines Gedichtes („Remember how we forgot“), die sie zu einem einfühlsamen Solo für Tyrel Larson animierten. Zum Abschluss lieferte Zoulfia Choniianowa mit „Sync“ eine aparte viertelstündige Studie über Kontrolle, Selbstkontrolle und Kontrollverlust für zwei Tänzerinnen und vier Tänzer – zur elektronischen Musik ihres Ensemblekollegen Davidson Jaconello.

Mag sein, dass die Herausforderung des leeren Bühnenraumes die Phantasie der Ensemble-Mitglieder mehr beschränkt hat als in den vergangenen Jahren; mag sein, dass eine intensive Saison mit schwergewichtigen Projekten wie dem Handlungsballett „Casanova“ und dem Tanzerbe-Projekt „Tracing Isadora“ ihre Spuren hinterlassen hat – nach einer Stunde war diese „Choreografische Werkstatt“ wieder vorbei.

Nächste Aufführungen am 30. und 31. Juli

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