Tangoschritte im Großstadtrauschen

Sidi Larbi Cherkaoui beim Festival Steps in Zürich

Tango ist wie eine Liebesbeziehung in drei Minuten. Mit „m¡longa“ richtet der flämisch-marrokanische Choreograf eine Liebeserklärung an den Tango Argentino.

Zürich, 13/05/2014

„m¡longa“ ist eine Choreografie der Umarmung. Mit Armen und Beinen umschlingen die Tänzerinnen ihren Partner, um ihn im nächsten Augenblick wieder von sich zu stossen. Es ist die Intimität des Tangos, welche den Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui fasziniert – und zu einer Entdeckungsreise durch das Universum des Tangos inspiriert hat.

In einer Bar in Buenos Aires begegnen fünf argentinische Tanzpaare einem Paar aus der zeitgenössischen Tanzszene. Aus einem Blickkontakt oder einem Kopfnicken entstehen Tangobegegnungen. Aus Gesten, sanft wie ein Gefühlshauch, werden kraftvolle Ochos und Ganchos. Erst schüchtern, dann mutig erkundet das Tanzpaar aus dem zeitgenössischen Tanz die Tangowelt. Schritt für Schritt erfahren sie die Verführung dieses Tanzes am eigenen Körper und wachsen in den Rhythmus des Tangos hinein.

Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui zeichnet den Tango als Gefühl, als Liebesbeziehung in drei Minuten. Die Paare trennen sich, tauschen ihren Partner in fliegendem Wechsel. Männer tanzen mit Männern, Frauen mit Frauen. Rücken an Rücken tanzen sie den Tango auch zu dritt. Schrittelemente des Tangos kombiniert das Ensemble in lyrischer Weise mit zeitgenössischem Tanz. Gemeinsam entdecken sie den Tango Argentino neu – eine getanzte Liebesbeziehung, die sich in diesem Augenblick entfaltet. 

Fünf Tango-Musiker aus Argentinien nehmen das Publikum mitten ins Geschehen einer Milonga. Aus der Zusammenarbeit des Tango-Orchesters von Fernando Marzan und Cherkaouis Hauskomponisten Szymon Brzóska sind moderne Tangostücke entstanden, die berühren. Lebhafte Videoprojektionen und Tonkulissen von Buenos Aires erzählen von den Menschen, den Straßen und dem Tanz in dieser Stadt. Zu Stimmengewirr, Autohupen und Großtadtrauschen entwickeln die Tanzpaare ihre Liebesgeschichten.

Sidi Larbi Cherkaoui führt in kaleidoskopartigen Bildern und Projektionen in das Universum des Tangos. Für ihn verkörpert Tango auch die Sehnsucht nach Berührung sowie die Melancholie über verlorene Berührungen. Diese Sehnsucht und diese Melancholie lässt Cherkaoui auch sein Publikum fühlen.
 

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