„Schwanensee“ von Konstantin Sergejew. Tanz: Natalia Matzak

„Schwanensee“ von Konstantin Sergejew. Tanz: Natalia Matzak

Sankt Petersburger Schwäne in Paris

Das Gastspiel des Sankt Petersburger Balletttheaters im Palais des Congrès

Eine beachtliche Leistung der Kompanie, deren zum Teil Waganowa-geschultes Corps de Ballet das Werk mit einer Hingabe und Stilsicherheit interpretierte, die den russischen Kompanien eigen ist.

Paris, 07/02/2014

Seit Monaten schon prangen in der Pariser Metro Werbeplakate für das Gastspiel des „Sankt Petersburger Balletttheaters“ im Palais des Congrès, mit Irina Kolesnikowa, Aushängeschild und Primaballerina der Truppe, sowie einigen „internationalen Stars des Tanzes“. Zu diesen zählen neben dem kürzlich vom English National Ballet zum Royal Ballet übergewechselten jungen Hoffnungsträger Vadim Muntagirov in „Schwanensee“ und „La Bayadère“ auch Yana Salenko (Berlin) und Daniil Simkin (ABT) für „Don Quichotte“. Da Kolesnikowa selbst nicht an der Tournee teilnehmen konnte, wurde sie als Odette/Odile und Nikya von Natalia Matsak ersetzt, Erster Solistin des Ukrainischen Nationalballetts.

Was man an den beiden Eröffnungsabenden auf der Bühne des Palais des Congrès zu sehen bekam, war in vieler Hinsicht „Mariinsky light“ – zumal der Name der Truppe durchaus manchen mit der russischen Ballettszene weniger Vertrauten irreführen könnte. Die Vorstellungsreihe begann mit Konstantin Sergejews „Schwanensee“-Fassung für das Mariinsky-Ballett aus dem Jahr 1950 (obgleich Sergejew im Programm, das nur Petipa und Iwanow als Choreografen nennt, mit keinem Wort erwähnt wird). Auch Ausstattung und Kostüme erinnern an die im benachbarten Theater, doch mit einer weniger geschmackvollen Note – so tragen hier beispielsweise viele Damen überdimensionale Hüte, die ihr halbes Gesicht verdecken, und Rotbart (Aleksei Nasadovich), der einer rosa Nebelschwade entspringt, macht mit seinem leicht verschlissenen Federkleid eine wenig furchterregende Figur – so nimmt es nicht wunder, dass Vadim Muntagirovs souveräner Prinz sich am Ende von seiner Wut kaum beeindrucken lässt, dem bösen Zauberer einfach den Flügel ausreißt und mit Odette in eine märchenhafte Zukunft schreitet. Das durch Mikrofone verstärkte Orchester spielte in reduzierter Formation zwar mit einigem Klangvolumen, aber dafür leider an manchen entscheidenden Stellen daneben, beispielsweise beim Violinsolo im Pas de deux des zweiten Aktes.

Dennoch eine beachtliche Leistung der Kompanie, deren zum Teil Waganowa-geschultes Corps de Ballet das Werk mit einer Hingabe und Stilsicherheit interpretierte, die den russischen Kompanien eigen ist. Unter den Solisten hinterließen vor allem Mikhail Tkachuk im Pas de trois des ersten Aktes und Sergei Amanbaev als Hofnarr einen positiven Eindruck.

An der Spitze der Schwanenschar überzeugte die feingliedrige Natalia Matzak sowohl als fragile, lyrische Odette – vor allem im vierten Akt, in dem sie mit expressiver Mimik Siegfrieds unabsichtlichen Verrat betrauert – als auch als virtuose Verführerin Odile im dritten Akt. Vadim Muntagirov erwies sich als solider Partner und beeindruckte in seinen recht knapp bemessenen Variationen durch Leichtigkeit und weite, großzügige Sprünge – man ist gespannt auf das Wiedersehen mit dem reizvollen Paar, für das die Pariser Tournee einen wahren Vorstellungs-Marathon bedeutet, in „La Bayadère“ am Wochenende.

Besuchte Vorstellung: 5. Februar 2014
 

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