Ein Blick in die Vergangenheit der Zukunft

Der Sammelband „pARTnering documentation: approaching dance. heritage. culture“

Anlässlich der dritten Biennale Tanzausbildung, die 2012 in Frankfurt am Main stattfand, ist der englischsprachige Sammelband „pARTnering documentation“ erschienen. Das Thema: Tanz in der Annäherung an sein Erbe und seine Kulturgeschichte und damit an das Wissen, das nicht nur im Körper, sondern auch in Dokumenten und in der Aufzeichnung von Bewegung steckt.

München, 19/12/2013

Bunte Linien schießen über den Bildschirm, die Tänzer bewegen sich in einer Mischung aus realem Raum und Bildschirmschoner. Sie turnen über Tische, im nächsten Moment sind ihre Bewegungen Impuls für Linien und Kreise oder für organische Strukturen, die am Computer animiert ihre Körper überlagern und eine Form der Dokumentation von Tanz darstellen. Die Rede ist von William Forsythes „Synchronous Objects. One flat thing reproduced“, der Tanz damit in neue Objekte und Strukturen zu übersetzen versuchte, um in Zusammenarbeit mit verschiedenen Disziplinen Notationen seiner Choreografien zu erstellen.

Anlässlich der dritten Biennale Tanzausbildung, die 2012 in Frankfurt am Main stattfand, ist der englischsprachige Sammelband „pARTnering documentation“ erschienen. Das Thema: Tanz in der Annäherung an sein Erbe und seine Kulturgeschichte und damit an das Wissen, das nicht nur im Körper, sondern auch in Dokumenten und in der Aufzeichnung von Bewegung steckt. Die beiden Herausgeberinnen Edith Boxberger und Gabriele Wittmann verfolgen in den verschiedenen Aufsätzen zwei Spuren, die sie als zentral für die letztjährige Biennale bezeichnen: Dokumentation und Partnering.

Wie Choreografen also ihre Arbeit dokumentieren und welche neuen Methoden dazu entwickelt werden – sei es mithilfe von Schrift, mit Videokamera, Computeranimation oder der Reflexion von Lücken in der zu dokumentierenden Geschichte und künstlerischen Praxis. Auch die orale Vermittlung tänzerischen Wissens von Körper zu Körper, wie es Jeff Friedman in seinem Aufsatz beschreibt, findet Erwähnung. Der Aufbereitung von gemeinsam gesammelten Wissen geht Norbert Pape im „Round Robin Project“ nach, während die Choreografin Olga de Soto im Interview Einblick gibt in ihre Erforschung von Erinnerung mittels Choreografie. Verschiedene Dokumentationsprojekte werden vorgestellt, die gerade die Perspektive der Künstler zeigen. Interviews mit Tanzlehrern spiegeln Erfahrungen mit Tanztechniken und Partnering wider, wie dem Bournonville-Training, der Arbeit mit William Forsythe und Kontaktimprovisation.
Daneben dokumentieren zahlreiche Schwarzweiß-Bilder den praktischen Teil – die Aufführungen – während der Biennale Tanzausbildung: Studenten der Folkwang Universität in José Limons „Running Dance“, Dieter Heitkamps „Predators“ oder die Staatliche Ballettschule Berlin mit einem Duett nach Michel Fokine.

„pARTnering documentation“ bietet einen Überblick für die, die sich mit Dokumentation von Tanz beschäftigen, und eine spannende Lektüre für jene, die einen Blick auf den ‚state of the art‘ werfen wollen.

pARTnering documentation: approaching dance . heritage . culture: 3rd Dance Education Biennale 2012 Frankfurt am Main

 

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