Tanz in Bern
Tanz in Bern

Here comes the all-to-well-known

Ein Zuschauer-Blog zu „Here Comes The Crook“ von The Loose Collective

Eindrücke junger Zuschauer zur Vorstellung bei Tanz in Bern

Bern, 02/11/2013

Gross angekündigt wird hier ein Ding, dass das Genre „Musical“ völlig neu definiert. Hmm. Na ja. Mission failed, würde ich mal sagen. Wir sahen gestern Abend nicht das Musical 2.0, sondern ein Musical 1.ironisch. Sie lachen über das Bekannte, bieten selbst aber eigentlich nichts Neues. Meine geschätzten Leserinnen und Leser, diese Ironie ist absolut uncool. Uns wurde eine Geschichte erzählt und dann auch noch vorgetanzt, wir sahen unterhaltende Tanznummern, mit überzeichnetem Pathos (ja, das ist schwer zu ertragen) singende Tänzer und -innen und wirklich überraschende Gags. Musical-Stoff, Musical-Humor, Musical-Oberflächlichkeit. Mir bleibt das zweifelhafte Lob, dass „Here comes the Crook“ trotz allem das beste Musical war, das ich je gesehen habe - und zwar ganz ohne ironischen Unterton.
Gian Leander


Die Idee mit der Bühne hinter dem Publikum kenne ich schon (aus „Your Majesties“ - noch blöder ist, dass die beiden Darsteller dieser Performance auch in „Here Comes The Crook“ mitwirken). Satire ist irgendwie auch nichts Neues mehr, vor allem wenn sie so überladen ist wie das, was ich da gesehen habe. Trotzdem muss ich oft Lachen, es gibt durchaus unterhaltsame Momente! Die gibt es auch an einem Clubhotel-Theaterabend auf Mallorca, wenn sich Animateure und kreativbegeisterte Urlauber zu einem glorreichen Sketch-Mixup oder der gleichen zusammenschließen.
Kathi


Mir platzt gleich das Trommelfell. Ich habe mich in die Nähe der Boxen gesetzt und die ersten Töne von „Here comes the crook“ pusten mich fast vom Stuhl. Danach kommt ein Erzähler auf die Bühne und ich frage mich, wo hat er seinen Penis hingepackt? Er entführt die Zuschauer in eine Märchenwelt, was er eigentlich ganz gut macht, aber trotzdem vermag er mich nicht von seinem komischen Kostüm abzulenken. Danach wird’s minimal unterhaltsam und ich verlasse die Aufführung mit etwas Wehmut, weil ich den Abend lieber mit schwelgen in „Sweat Baby Sweat“ zu Ende gebracht hätte.
Mira


Nachdem ich bereits „Your Majesties“ gesehen habe, steht für mich fest, dass auch in dieser Arbeit des Künstlerkollektivs The Loose Collective, dem die beiden Tänzer Alex Deutinger und Marta Navaridas angehören, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Material stattgefunden haben muss. Aber ich check‘s nicht. Für eine Karikatur des Genre Musical ist der Abend nicht überzeichnet genug, für eine simple Wiedergabe des allerersten Broadway Musicals zu akribisch erarbeitet. Eine Kritik an der oberflächlichen Unterhaltungsgesellschaft zu weit hergeholt. Oder? Dann läge auch der Programmhinweis ziemlich weit daneben. Aber der betitelt „Here Comes The Crook“ auch als bombastische Unterhaltung. WHAT? Ich check's nicht, fühl mich auch nicht unterhalten und das nervt.
Melina


Here Comes The Crook... und das war auch wirklich so ;) Ansichtssache, auch wenn etwas merkwürdig auf den ersten Blick, doch durchaus unterhaltsam. Das Abendprogramm muss nicht immer schwer sein und so fühlte ich mich angenehm unterhalten und auch der Kontrast zum Stück davor am Abend wirkte sich positiv auf meine Stimmung aus. Die Frage ist doch, was macht das Stück mit dem Zuschauer und was macht der Zuschauer aus dem Stück. Der Empfänger macht die Botschaft. Bunt, abwechslungsreich, etwas verrückt und familiär (da ich die Darsteller schon zuvor gesehen hatte), mal spannend, mal etwas weniger spannend, gut gesungen und getanzt, kam ich leicht beschwingt aus dem Stück. Eine Hilfe für mich war es, zu wissen, dass ich gleich ein Musical angucken werde... or is it a witch?.
Marian


Ich bin schon etwas genervt, als ich mich in die Vorstellung setze, weil ich dem vorher gesehenen Tanz noch nachhängen will. 7 DarstellerInnen erzählen hier eine Geschichte in Form eines Musicals - oder wohl eher einer Satire auf ein Musical. Darstellerisch und tänzerisch durchaus überzeugend, aber ich kann nichts mit diesem Bühnengeschehen anfangen - finde es albern und anstrengend. Ich kann keinen Sinn oder Grund hinter all dem sehen; werde in all meinen Musical- Klischees zu 100% bedient und frage mich, was daran dann noch Satire ist. Und wenn es keine sein soll, warum ist es dann?
Anne


Warum die allgemeine Klischee-Musical-Einstellung noch bestätigen?
Bunt. Schräg. Albern. Billig. Nicht mal „ganz nett“. Ein Moment, der mir positiv in Erinnerung blieb: die beiden und einzigen Tänzerinnen (wobei ich mir da nicht ganz sicher bin) die sich bei ihrem ersten Erscheinen im Lichtkreis mit und umeinander bewegten. Tolle Bewegungsabläufe. Das Ganze wäre ohne Stimme und Kostüm um einiges eindrucksvoller gewesen. Die braunhaarige Tänzerin war die Einzige, die meine Aufmerksamkeit weckte. Ansonsten bin ich irritiert, unberührt und enttäuscht aus diesem „Ding“ rausgeschlurft.
Jasmin


„Here Comes the Crook“: Ich sitze das erste Mal an diesem Festival in der ersten Reihe. Den Anfang verschlafe ich völlig. Und plötzlich kriege ich doch Spaß, diesen Künstler bei der Arbeit zu zuschauen. Je länger es dauert, umso mehr Trash und ehrlich, es gab in diesem Moment nichts Besseres für mich, als No Sense, vor allem nach dieser kitschigen „Sweat Baby Sweat“-Vorstellung. Natürlich kann man sich fragen, weshalb Alex Deutinger und Marta Navaridas gleiche Techniken anwenden, wie in „Your Majesties“? Ein Performer hinterm Publikum manipuliert sichtbar die Performer auf der Bühne mit körperlichen Gestiken, die als Anweisungen verstanden werden. Hier entstand für mich kein Zusammenhang, in „Your Majesties“ umso mehr.
Jonas


Musikalisch war der Anfang dieses Trash- Musicals sehr eindrucksvoll. Einfach mal so drauf los - BADAAAAM, DONG DONG, BADAAAM - und so weiter. Den Anfang der eigentlichen Geschichte, den eine Art ein Hofnarr-Conférencier in Englisch mit irischem Akzent erzählt, kriege ich ziemlich gut mit. Doch irgendwann hänge ich ab. Zu viel des Unangebrachten: Zu viele Songs mit zu wenig Tiefe unter der Oberfläche, zu wenig Kontext für mich, und irgendwie war ich gedanklich noch bei dem vorherigen Stück (Sweat Baby Sweat) hängengeblieben. „Here Comes the Crook“ war zwar auf eine eigenartige Weise unterhaltsam mit ein paar überraschenden Pointen, für meinen Geschmack jedoch zu überladen mit Trash und künstlichem Musical- Pathos. Mein Fazit: Nächstes Mal (falls es das geben sollte) nehme ich einen Kasten Bier mit.
Nico


Ich behaupte: Ich bin im Alltag ein relativ un-melodramatischer Mensch. Vielleicht sitze ich deshalb in Musicals und finde es eher witzig als ergreifend wenn die Leute dort expressiv zusammenbrechen und singend zu Boden sinken und nicht z.B. teilnahmslos die Tapete anstarren und „hmmm“ sagen, wie man das sonst so macht). Vielleicht ist es das, warum die Ironisierung des Genres Musicals, wie sie in „Here Comes the Crook“ passiert, meinem Musical-Seherlebnis nichts Nennenswertes hinzufügt und mich sogar ziemlich verärgert - da ich die Komik lieber selbst suche als sie vorgekaut zu bekommen. Eine spannendere Auseinandersetzung mit dem Genre wäre für mich, Musicals als das zu nehmen was sie - für mich (einen dann doch ziemlich melodramatischen Menschen) sind: Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach einer gewissen Intensität des Zwischenmenschlichen, als Sprache der Träume, der Riesen-Lolli an dessen Stil sich jemand klammert, um nicht von der Klippe zu fallen (wie es Lars von Trier z.B toll macht in „Dancer in the Dark“). Naja.
Fabian

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