Neue Stücke für neue Attitüden

Die Eleven der Münchner Ballettakademie zeigen ganz entspannt ihren Könnensstand

Vorbei ist es mit der Schüchternheit der Teenager, die sich früher, aus Respekt vor Kunst und Technik, kaum zu lächeln trauten.

München, 17/06/2013

Wenn die Ballettakademie im Prinzregententheater gastiert, geht es angenehm ungezwungen und innovativ zu. Vielleicht liegt es am kleineren Auditorium, aber die Studenten von Direktor Jan Broeckx und seinen Pädagogen strahlen hier einfach mehr Selbstbewusstsein aus als zu Konstanze Vernons Zeiten im Nationaltheater. Vorbei ist es mit der Schüchternheit der Teenager, die sich früher, aus Respekt vor Kunst und Technik, kaum zu lächeln trauten.

Da ist etwa Moon Sun Yoon aus dem neuen Bachelor-Studiengang 2 (ob dieser im Vergleich zum Diplom etwas taugt, muss sich noch erweisen): Als Bournonville-„Sylphide“ spielt sie ihre feinen Ports-de-bras und ihr strahlendes Lächeln voll aus, auch wenn sich die Füße noch ein kleines bisschen zum Weltniveau hinarbeiten müssen. Kristina Moser und ihre Clowns in der „Puppenfee“, ebenso wie Pauline Simon und Mustafa Özmen im traurig-schönen Pas-de-deux „La Cenerentola“ von Mark Pogolski, gehen frisch nach vorne. Auch das, was noch einiger Proben zugunsten klassischer Exaktheit bedurft hätte – nämlich der „Nussknacker“-Pas-de-trois – sieht mit drei frohen Protagonisten besser aus. Aber nur mit guter Laune geht es natürlich auch nicht; die Synchronität der Eleven sah ebenfalls schon besser aus.

Als besonders glücklich erwies sich hingegen die Schaffenskraft von David Russo. Erstmals hat der Akademiedozent und ehemalige Philipp-Taylor-Tänzer ein Stück kreiert, in dem Schüler verschiedenster Altersstufen mitwirken. „Träume einer Holzpupe“, warmherzig, fantasievoll und voller Farbenästhetik, wurde der Höhepunkt des Abends. Die Größeren schwirrten als Fee, Fuchs und Kater oder auf Powerisern (Sprungschuhe, mit denen der Träger wie ein zwei Meter hohes Känguru federt) über die Bühne, während die Jüngsten aus Russos Bubenklasse ein witziges Schattenspiel mit Bocksprüngen und Flugrollen lieferten.

Bezeichnenderweise setzte sich die quirlige Stimmung nach der Vorstellung am Bühneneingang fort, wo Zuschauer und junge Künstler einen kleinen, festlichen Flashmob bildeten. Wer nicht da war, darf sich hiermit ärgern.
 

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