„white noise tragedy von“ Johannes Wieland. Tanz: Michał Czyż, Wencke Kriemer de Matos und Ensemble

„white noise tragedy von“ Johannes Wieland. Tanz: Michał Czyż, Wencke Kriemer de Matos und Ensemble

Benefiz-Tanz-Gala im Staatstheater Darmstadt

Stiftung Tanz-Transition sucht neue Wege der Finanzierung

Die anfängliche Finanzförderung durch den Bund ist ausgelaufen, nun bemühen sich die Gründerinnen und Vorsitzenden Sabrina Sadowska und Inka Atassi um anderweitige Gelder. Bleibt zu hoffen, dass sie finanzkräftige Förderer finden.

Darmstadt, 03/06/2013

Seit drei Jahren gibt es sie, die Stiftung Tanz-Transition, die sich um die Zukunftsgestaltung von Tänzerinnen und Tänzern nach ihrer in der Regel kurzen Bühnenkarriere kümmert. Ein lang vernachlässigtes Thema, das endlich öffentlich wird. Die anfängliche Finanzförderung durch den Bund (Tanzplan Deutschland) ist ausgelaufen, nun bemühen sich die Gründerinnen und Vorsitzenden Sabrina Sadowska und Inka Atassi um Aufmerksamkeit und anderweitige Gelder. Bleibt zu hoffen, dass sie finanzkräftige Förderer finden, denn allein mit den Summen, die auf solchen Tanzgalas gesammelt werden, kommt man nicht weit.

Das Land Hessen mit seiner vielfältigen Tanzlandschaft hat sich offiziell zur Unterstützung bekannt, daher war auf der erstmaligen Tanzgala im Staatstheater Darmstadt auch ein Vertreter des Ministeriums zur Begrüßung gekommen. Der Darmstädter Intendant John Dew legte sein Bekenntnis zu Tanzensembles an Theatern ab, das er auch bei dem heute allerorts herrschenden Kostendruck keinesfalls als Einsparpotential sieht.

Nach Darmstadt gekommen waren zwei- bis fünfköpfige Tanzdelegationen von den hessischen Theatern: Gießen, Kassel, Wiesbaden und die Forsythe Company, die bekanntlich in Kooperation von Dresden und Frankfurt, Sachsen und Hessen finanziert wird. Anrainerstädte wie Heidelberg und Mannheim waren dabei, andere kamen aus weiter weg gelegenen Teilen Deutschlands: aus dem nördlich gelegenen Bielefeld, aus den östlich gelegenen Dresden und Nürnberg und aus München im Süden. Die informative und charmant vorgetragene Moderation übernahmen Tanzdramaturgin Silke Meier und Pressereferent Steffen Meder.

Die Vielfalt war ungeheuer spannend und hinterließ ein begeistertes Publikum. Es reichte von dem wie zufällig wirkenden Blick auf eine Probe ohne Musik (Duo, Forsythe Company) bis zum fast originalen Rückblick auf ein klassisches Pas de Deux des 19. Jahrhunderts („Dornröschen“, Semperoper Ballett). Der Beitrag „Parafernalia“ vom Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz München (Karl Alfred Schreiner) wirkte wie eine abstrakte Elegie, bei der zwei Paare wie beiläufig miteinander kommunizieren. Das Kevin O’Day Ballett vom Nationaltheater Mannheim erfreute mit dem spritzigen, neoklassischen Duett „We will...“ zu einer bekannten Liebes-Arie von Händel. Die unentschiedene Liebe eines berühmten Schriftstellers zwischen zwei Frauen war Thema der Tanzcompagnie Gießen in einem Ausschnitt aus „Hemingways Party“ (Tarek Assam) in zeitgenössischem Tanzstil.

Das Tanztheater Bielefeld zeigte eine heutige Version des sterbenden Schwans, der choreografische Zugriff stammt von Gregor Zöllig. Ebenfalls sehr heutig wirkte der energiegeladene Ausschnitt aus „Readymades“ vom Tanztheater des Staatstheaters Kassel, bei dem fünf offenbar defekte Robotmenschen im weißen Freizeitdress zum rhythmischen Soundmix agierten. Das Stück beeindruckte durch die ungewöhnliche choreografische Handschrift (Johannes Wieland), was auch für den Heidelberger Beitrag gilt. Nanine Linning ließ zum Einstieg sechs ihrer sieben mitgebrachten Tänzer vom hinteren Zuschauerraum auf allen Vieren über die Sitzlehnen geschmeidig nach vorne kriechen. Auf der Bühne stand die schwarze Spinne und erwartete wie eine machtvolle Königin ihre Untertanen, mit denen sie dann ihr zauberisches Spiel trieb. Zwischen Spider Woman und Computerspiel.

Das Staatstheater Nürnberg Ballett zeigte ein anrührendes, neoklassisches Liebesduett zwischen Othello und Desdemona aus dem preisgekrönten „Desde Otello“ von Goyo Montero. Das Staatstheater Wiesbaden hatte, wie schon bei der Tanzgala in Gießen zwei Wochen zuvor, das Duett „Blue“ von Ballettdirektor Stephen Toss im Gepäck; ein raues Beziehungsstück zu extremer Soundcollage, bei dem sie tot liegen bleibt und er einfach weggeht. Gewalttätiges und kein Happy End bot auch der alles überstrahlende Schlusspunkt durch die Gastgeber. Das Tanztheater Darmstadt zeigte den Prolog „Romeo und Julia“ von Mei Hong Lin, bei dem insgesamt 16 Tänzer und Tänzerinnen den Hass und das Morden der befeindeten Familien in wechselnden Standbildern zeigen; da hatte das zarte Liebespaar kaum eine Chance.

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