Berliner Schulklassen tanzen im Mai

TanzZeit - Zeit für Tanz in Schulen hat sich seit acht Jahren dem Bündnis für Bildung in der Sparte Tanz verschrieben und durch die engagierten keineswegs konfliktfreien Bündnisse von Künstlern, Lehrern, Eltern und Förderern große Resonanz bei Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen und Schultypen gefunden. Implementiert in den Unterricht können sich Kinder und Jugendliche unter tatkräftiger Anleitung von Tanzpädagogen und Choreografen ein Schuljahr lang tanzend erproben.

50 Berliner Schulklassen, beteiligt sind zehn neue Schulen, haben sich im Schuljahr 2012/2013 für eine Teilnahme bei TanzZeit entschieden. Auch dies ein Indiz dafür, dass das persönlichkeitsbildende Potenzial von Kunst endlich fächerübergreifend in der Schule verstärkt Gehör findet! Initiiert von der Tänzerin und Choreografin Livia Patrizi und betreut von einem engagierten Pool aus Künstlern und Pädagogen haben bisher 550 Schulklassen und damit mehr als 12 000 Kinder und Jugendliche die TanzZeit zu einem wichtigen Erlebnisraum gemacht.

Wieder sind Hunderte junge Tänzerinnen und Tänzer mit Lampenfieber doch bemüht um volle Konzentration bei der Sache. Erstmals im neuen TanzZeit-Studio im Podewil zeigen sie die Ergebnisse ihrer Tanzerkundungen vor Eltern, Geschwistern, Mitschülern, Lehrern. Dass die Tanzklassen in diesem Jahr mit kurzen Improvisationen Einblicke in die Tanzunterrichte geben, fokussiert den Blick auf ihre eigenen Tänze.

Das integrative Lernprojekt der Paul-Moor-Schule Spandau (Klassen 4-6) zeigte im wechselnden Gegen- und Miteinander eine bemerkenswerte Gruppendynamik. Die lebendige Verbeugung der Kinder der 2a Grundschule am Eichenwald Spandau überzeugte, zuvor mühten sich alle um nichts sagende, ihnen fremde Bewegungen; die Slogans auf den T-Shirts wirkten daher plakativ. Nach toller Ansage trumpften hingegen die 22 Grundschüler der 4c aus Moabit mit ihrer tänzerischen Reise „Klick Klack“ mächtig auf. Zusammen mit den Choreografen Caroline Meyer-Picard und Ulrich Huhn hatten sie sich von Vogelgezwitscher und digitalen Schultafeln inspirieren lassen. Durch Klicks versetzten sie einander in Bewegung, eroberten den Raum, pfiffen, dirigierten, haschten, sprangen mit- und umeinander. Eine tolle Präsentation!

Ungemein anspruchsvoll und lustig bis hinein in die Verbeugung zeigte sich auch die 5d aus Moabit, deren Tanzspiele von Nähe und Distanz bis zum Karaoke-Finale großen Zusammenhalt und Spaß vermitteln. Die 7a der Adolf-Reichwein-Schule Neukölln demonstrierte verschiedene Aspekte von „Schultern“ zwischen zu Boden werfen bis einander Tragen und dem Anderen aufrecht in die Augen zu schauen.

Die eigene Generation für Tanz begeistern und emotional zum Nachdenken bringen möchte auch die TanzZeit-Jugendcompany EVOKE. Malgven Gerbes & David Brandstätter (shifts) haben mit neun jungen Protagonisten eine fünfzigminütige Szenenfolge zum Thema Transparenz entwickelt. Die Premiere von „Durchsichtig“ auf der Gripsbühne im Podewil hinterließ dramaturgisch, sprachlich und choreografisch einen zwiespältigen Eindruck. Wie und in welcher Welt willst Du leben? fragten die Akteure; doch Isolation, Apathie, Manipulation und unterdrückte Wut schienen hier das Charakteristikum der tanzenden Generation zu sein. Die Jugendlichen stellten wichtige Fragen, gaben verbal Antworten, eine lähmende Bewegungssprache ebnete hingegen fast alle eruptiven Ecken und sinnlichen Rundungen ein. Ein starkes Bewegungsmotiv wurde zur choreografischen Klammer. Die Neun, nur an einem Finger gefasst, doch im Auf und Nieder bedacht, sich nicht zu verlieren, ertasten in Vorwärtsbewegung die Welt, „um der zu werden, der man sein möchte“.

An vier turbulenten Mai-Nachmittagen wird Tanz als Selbst- und Welterfahrung in erstaunlicher emotionaler und thematischer Vielfalt bei der 8. TanzZeit-Werkstatt zum lebendigen Erlebnis.

bis 31. Mai im Podewil - Klosterstraße, 13 bis 19h