„Spieglein, Spieglein...“ von Joseph Bunn und Junior Demitre. Tanz: Maiko Arai, Joseph Bunn

„Spieglein, Spieglein...“ von Joseph Bunn und Junior Demitre. Tanz: Maiko Arai, Joseph Bunn

Zauberhaftes Märchendurcheinander

Schneewittchen lernt tanzen

Geschrieben hat das detailreiche Märchendurcheinander „Spieglein, Spieglein...“ der Stuttgarter Schauspieler Sebastian Schwab. Als Choreografen zeichnen die Tänzer Joseph Bunn und Junior Demitre verantwortlich.

Gelsenkirchen, 14/05/2013

Kinderballett hat in Gelsenkirchen so lange Tradition wie in keiner anderen deutschen Stadt. Bernd Schindowski plante schon in den ersten Spielzeiten seiner 30-jährigen Ballettdirektion am „Musiktheater im Revier“ regelmäßig ebenso hochkarätige wie lustige Programme für Kinder ein. Seine Nachfolgerin Bridget Breiner und ihr neuformiertes „Ballett im Revier“ beschließen ihre erste Saison mit einem zauberhaften „Märchendurcheinander“ für Kinder ab 4 Jahren. Zwar kommen die ganz Kleinen mit dem Kuddelmuddel aus Aschenputtel, Schneewittchen, Rotkäppchen und Der gestiefelte Kater nicht ganz mit. Aber lauthals gelacht wurde bei der Premiere fast ununterbrochen, vor allem über den ulkigen Wolf, der nicht nur kein bisschen böse ist, sondern auch noch der beste Tänzer und deshalb - trotz seiner Fellpfoten und Pelzmütze - ganz genau der Traumprinz für Schneewittchen. Denn das Mädchen will tanzen und perfekt horizontal in der Luft schweben, gehoben von einem starken Partner. Als dem Wolf das gelingt, spuckt die garstige Stiefmutter in ihrem schwarzen Tutu Gift und Galle. Das Ende kommt reichlich abrupt - keine Märchenhochzeit, sondern nur ein gegenseitiges Anhimmeln des winzigen Schneewittchen und des freundlichen Wolfs.

Geschrieben hat das detailreiche Märchendurcheinander „Spieglein, Spieglein...“ der Stuttgarter Schauspieler Sebastian Schwab. Als Choreografen zeichnen die Tänzer Joseph Bunn und Junior Demitre verantwortlich. Sie lassen zu einem Melodienmedley von Tschaikowsky-Ballettklassikern bis zu Prokofjews „Romeo und Julia“ und Disneys Cinderella-Titelsong („Hi-ho, hi-ho“) klassisch tanzen - neben Aidan Gibson im Odile-Habit wunderschön Kusha Alexi als Fee (im Sylphiden-Kostüm), die der zierlichen Maiko Arai (Aschenputtel/Schneewittchen) Spitzenschuhe schenkt und sie im nächtlichen Wald „coacht“. Fabio Boccalatte imponiert als Gestiefelter Kater mit hohen Jetés. Hugo Mercier tapst ungelenk, weil er den riesigen ovalen Spiegel vor dem Bauch tragen muss (Kostüme: Andreas Meyer). Die drei (!) Zwerge hüpfen und kullern ausgelassen, bis der Magen knurrt und sie zur Imbissstube des Wolfs marschieren, um zu frühstücken. Alle Herzen fliegen dem fröhlichen Akrobaten zu: Muskelmann Joseph Bunn hat sich den Wolf perfekt auf den Leib choreografiert.

Eine fantastische Idee hatte Britta Tönne für die Dekoration: ein Planwagen aus Holz wird zum Thespiskarren, auf dem die Truppe ihre Habseligkeiten und Requisiten transportiert - samt Spielorten innen drin: vorn das Schloss, am anderen Ende das Zwergenhaus, und an der Breitseite öffnet der Wolf seine Frittenbude.

Ein sehr gelungenes Kinderballett (für die ganze Familie). Als Pendant zu Bridget Breiners „Ruß“, einer modernisierten Aschenputtel-Geschichte für die Erwachsenen, vielleicht ein Quäntchen zu viel Märchen in einer Spielzeit.
 

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