Sportiver Marathon

Im Tipi in Berlin bezaubern italienische Athletinnen mit „Rhyth.mix“

In Italien formierte sich vor fünf Jahren ein halbes Dutzend weiblicher Olympia-Kader und internationaler Medaillengewinnerinnen der Rhythmischen Sportgymnastik zur Show-Formation „Rhyth.mix“. Und fand in Barbara Cardinetti eine Regisseurin und Choreografin, die es darin bis zur Meisterin in Italien brachte und danach eine Tanzausbildung an der Alvin Ailey School New York anschloss.

Berlin, 28/03/2013

Die Idee liegt nahe. Stars in der Rhythmischen Sportgymnastik starten frühzeitig und beenden ihre Karriere, wenn sie entweder auf keine weiteren Medaillen mehr hoffen dürfen oder der Körper nicht mehr mitspielt. Zum „alten Eisen“ gehören sie dann längst noch nicht. In Italien formierte sich deshalb vor fünf Jahren ein halbes Dutzend weiblicher Olympia-Kader und internationaler Medaillengewinnerinnen zur Show-Formation „Rhyth.mix“. Und fand in Barbara Cardinetti eine Regisseurin und Choreografin, die es in der Rhythmischen Sportgymnastik bis zur Meisterin in Italien brachte, danach eine Tanzausbildung an der Alvin Ailey School New York anschloss und mit zahlreichen Kompanien tourte. Beide Sparten, Sportgymnastik und Tanz, sind ihr vertraut, beide will sie in den Programmen für „Rhyth.mix“ vereinen. Erstmals zeigt sich die Gruppe jetzt mit ihrem Gastspiel im Tipi dem deutschen Publikum.

Mit gut 20 Nummern eilt die Show durch den Abend, lässt im Saal wie auf der Bühne kaum Zeit zum Luftholen. Was die Frauen, alle hochgewachsen und gertenschlank, zuvörderst präsentieren, sind jene spektakulären Elemente, mit denen sie bei den Wettbewerben Punkte gesammelt haben. Besonders im ersten Teil werten Video-Chichi und farbiges Licht die staunenswerten Dehnungen bis zum Überspagat, das Spiel mit Requisiten wie Reifen, Keulen, Bällen und Bändern auf. Musik vom Filmbombast bis zur Koloraturbravour von Mozarts Königin der Nacht feuert dabei an. Was die Mädchen können, steht außer jedem Zweifel. Dennoch sind die Turnmatte und die Showbühne zwei verschiedene Böden. Optische Garnierung allein reicht im Varieté eben nicht aus: Gefragt sind hier poetische und fantastische Einfälle, die durchaus artistischen Furor einsetzen dürfen, ihn jedoch nicht in den Mittelpunkt stellen sollten. Über die enorme Biegsamkeit der Körper, ihre katzenhafte Geschmeidigkeit, die extrem hoch geworfenen Beine hinaus würde man gern etwas über die Personen hinter all der bestechenden Leistung, die Besonderheiten jeder Gymnastin erfahren. Nur auf die sportlichen Tricks geworfen, laufen sie bei aller Perfektion Gefahr, zum bloßen turnerischen Spreiz- und Winkelelement reduziert zu werden.

Diese Tendenz prägt mit filigranen Silhouetten den ersten Teil, trotz einiger guter Einfälle: einem Wasserballett aus Live-Tanz hinter Gaze und darauf der Projektion schwimmender Grazien; der verblüffenden Studie von vier Wesen im bizarr ornamentierten, auch den Kopf umhüllenden Ganztrikot auf im gleichen Design gehaltenen Sesseln. Freier wirkten Athletinnen und Choreografie im Teil nach der Pause. Verfangensein in Seilen; Verhüllte, die im letzten Moment ihre Behinderung abstreifen; durchaus auch der Sprung durch einen Reifen als artistisches Bonbon weisen den richtigen Weg. Wenn die Mädchen im knappen Silberbikini vor einer Wand mit rasant wechselnder Projektion sexy wie Gogogirls posieren und endlich weniger schuften müssen, wenn sie durch die Spalten einer Stoffbespannung Hände, Füße und Köpfe tanzen lassen, bedienen sie Show-Erwartungen und zeigen sich als das, was sie auch sind: bezaubernde junge Mädchen mit Spaß, Schalk und Strahlkraft.

Bis 21.4., Tipi am Kanzleramt
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern